[ Juergen Elsaesser e' l'autore di "MENZOGNE DI GUERRA -
Le bugie della NATO e le loro vittime nel conflitto per il Kosovo"
(Napoli, La città del sole, 2002), testo del quale e' appena uscita in
Germania una nuova edizione (la quinta!) aggiornatissima e quasi doppia
per numero di pagine.

Nei giorni scorsi Elsaesser ha effettuato un giro di conferenze in
Italia (vedi: https://www.cnj.it/INIZIATIVE/elsaes2004.htm ) di cui
relazioneremo in un nostro prossimo messaggio. Alla pagina
http://www.juergen-elsaesser.de , invece, si trovano tutti gli
aggiornamenti sulle altre iniziative e sui testi di questo autore. ]


Zwei Veranstaltungen mit Jürgen Elsässer in Berlin


1) Deutschland und der nächste Krieg

!!Achtung: Geänderte Uhrzeit!!!
Freitag, 16. April, 17.30 Uhr
URANIA, An der Urania 17 (U-Bahnhof Wittenbergplatz)

Warum hat die Schröder-Regierung den Jugoslawien-Krieg entscheidend mit
vorbereitet, war aber beim Irak-Krieg zögerlich? Was könnte das für die
künftige deutsche Außenpolitik bedeuten? Antworten finden sich in
Jürgen Elsässers Buch „Der deutsche Sonderweg“ (siehe dazu die
FAZ-Rezension von letzter Woche)

2) Kriegslügen

Freitag, 23. April, 20.00 Uhr
Serbischer Kulturverein, Pankstr.10, 13357 Berlin-Wedding (U/S-Bhf.
Wedding)

Jürgen Elsässer hat in seinem gerade erschienenen Buch „Kriegslügen“
eine Enzyklopädie der Behauptungen vorgelegt, mit der Bundesregierung
und NATO die Zerstörung Jugoslawiens gerechtfertigt haben. Im
Mittelpunkt des Vortrages wird die Frage stehen, wie diese Lügen im
Haager Prozeß gegen Milosevic und bei der aktuelle Berichterstattung
über das Kosovo wieder aufgetaucht sind.


Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5. April 2004

Marxismus Reloaded

Jürgen Elsässer entlastet Bundeskanzler Gerhard Schröder und klagt ihn
an

Jürgen Elsässer: Der deutsche Sonderweg. Historische Last und
politische Herausforderung. Diederichs Verlag, Kreuzlingen 2003. 264
Seiten, 16,95 [Euro].

Die Einbettung des Irak-Krieges und seine Folgen in die internationale
Politik und in die Außenpolitik der beteiligten und nichtbeteiligten
Länder gerät immer mehr zum Kristallisationspunkt einer heftigen und
sehr kontroversen Auseinandersetzung über die künftigen Strukturen der
globalen Machtverteilung. Regionale Kriege und lokale Interventionen
hat es in den Jahren im letzten Jahrzehnt immer wieder gegeben. Aber
erst diese Militäraktion, die zum Glück rasch und viel unblutiger
verlaufen ist, als zu befürchten war, scheint überall das Bewußtsein
dafür geweckt zu haben, daß es in der Tat bereits eine fest
konturierte, gewaltgestützte Weltordnung gibt. Nicht zuletzt in Staaten
wie Deutschland, deren Regierungen über die eigene Position in dieser
Ordnung unsicher oder unzufrieden sind, ist diese Debatte schon mächtig
in Fahrt gekommen.

An den Vorgängen und ihren Ursachen und Auslöseaktionen arbeiten sich
auch zahlreiche Vertreter marxistischer Politikkonzepte ab, wobei der
ideologische Schweiß nur so fließt. Solche Nebenwege haben zuweilen den
Charme des Kontrafaktischen. Dafür bietet Jürgen Elsässer ein gutes
Beispiel, Journalist bei "Konkret" und der "Jungen Welt". Er hat sich
als unerbittlicher Ankläger der deutschen Jugoslawienpolitik seit 1991
hervorgetan, für ihn die bewußte Fortsetzung der Eroberungspolitik von
Kaiserreich und Nationalsozialismus. Zu seinen Lesern zählt vor allem
die äußerst-linke "Nie wieder Deutschland"-Fraktion, die ihren
politökonomisch überspitzten Scharfsinn gerne dazu verwendet, in die
grellen Untergangsszenarien des gegenwärtigen Kapitalismus (gleich
Neoliberalismus) die Auferstehungssequenz für einen paradiesischen
Sozialismus einzuschmuggeln, der aber real existieren können soll. So
etwas findet sich auch hier und heißt die "Hellenisierung" Eurasiens
von Brest bis Wladiwostok. "In Petersburg" - das Sankt bringt der Autor
nicht über die Tasten - "oder vielmehr Leningrad" könnte sich die
Hauptstadt dieser Föderation befinden.

Die Achse Paris-Berlin-Moskau sei ein Schritt in Richtung auf die
anzustrebende Hellenisierung - an einen eurasisch erweiterten
Peloponnesischen Krieg denkt Elsässer lieber nicht. Also verfolgt er
mit diesem Buch vor allem die Absicht, die Regierung Schröder zu
bestärken, einen "Bruch mit Amerika" herbeizuführen.

Weil sich indes nicht leugnen läßt, daß die Vereinigten Staaten im
Zweiten Weltkrieg entscheidenden Anteil am Sieg über Nazi-Deutschland
hatten und nach 1945 materiell und ideell am Aufbau einer
demokratischen Gesellschaft in den Westzonen maßgeblich beteiligt
waren, muß Elsässer diesen Sachverhalt umbiegen und behaupten, Amerika
habe sich Deutschland nur als Erfüllungsgehilfen amerikanischer
Wirtschaftsinteressen in Europa gehalten.
So sei es mit der "alten" Bundesrepublik gewesen. Als die Vereinigung
Deutschlands im Zusammenspiel von Kohl und Bush sen. gegen den Willen
der Nachbarstaaten durchgezogen worden war, konnte das nun erstarkte
Deutschland - dieses Mal mit Rückendeckung Amerikas -
eroberungspolitisch wieder genau da anknüpfen, wo das "Dritte Reich"
1945 gestoppt worden war.

In den Jahren der Clinton-Administration habe sich die deutsche
Position dann allerdings so verstärkt, daß Amerika häufig gezwungen
war, sich bestimmten politischen Plänen Deutschlands, zum Beispiel der
Nato-Ost-Erweiterung, anzuschließen und anzupassen. Dabei seien, so
geht es halt bei der Kumpanei von Schurken, zugleich auch die
Rivalitäten zwischen Berlin und Washington gewachsen. Der Irak-Krieg
sei letztlich kein Rohstoffkrieg, sondern eine Weltwährungsschlacht -
Dollar gegen Euro.

Präsident Bush habe das Ende der Achse Washington-Berlin seit Herbst
2001 betrieben, Schröder mit seinem "Nein" zum Irak-Krieg nur darauf
reagiert. Damit habe er gerade keinen neuen deutschen Sonderweg
eingeschlagen, vielmehr die Option einer weniger aggressiven deutschen
Außenpolitik im Bündnis mit Paris und Moskau aufscheinen lassen (Lob).
Da er aber letztlich doch nur der "Kanzler der Bosse" sei (Anklage),
werde sich vermutlich die strukturelle Neigung der deutschen Wirtschaft
zum Krieg (im Irak und anderswo) durchsetzen. Ende des Sonderwegs heiße
Bruch mit Amerika.
Originell ist das schon, aber anders als in dem Bild von Paul Klee
verlieren sich diese Nebenwege in einem unwirtlichen weltanschaulichen
Labyrinth. Die Kunstwelt des Marxismus Reloaded bleibt empirisch und
normativ taub.

WILFRIED VON BREDOW

Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.04.2004, Nr. 81 /
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