[ Uno dei principali canali televisivi tedeschi, la ZDF, ha trasmesso
domenica scorsa un documentario nel quale, usando a pretesto un
episodio criminale ancora in gran parte da chiarire, commesso a Londra,
si e' voluto fomentare per l'ennesima volta pangermanico odio nei
confronti del popolo nemico per antonomasia: i Serbi. Un razzismo
particolarmente schifoso e pericoloso, questo dei media tedeschi,
perche' ammantato di retorica femminista e considerazioni in malafede
sul difficile contesto economico-sociale nel quale si vengono a trovare
gli immigrati slavi all'estero... ]


Liebe Freundinnen und Freunde,

Der Mörder war wieder der Serbe: Zum ekelhaften ZDF-Zweiteiler "Heißer
Verdacht" habe ich einen Kommentar geschrieben, der morgen (10. Mai) in
der "Jungen Welt" erscheinen wird. Unten der Text vorab.

Ansonsten wurde ich kurzfristig zu einer weiteren Lesung aus
"Kriegslügen. Vom Kosovokonfoikt zum Milosevic-Prozeß" eingeladen, und
zwar am kommenden Samstag, 15. Mai, um 19 Uhr in Berlin, Serbischer
Club, Helholtzstr.122 (Moabit, Nähe Gotzkowskybrücke). Weitere Termine
unter

www.juergen-elsaesser.de

Srdacno, J.E.

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Junge Welt, 10/5/2004


Folter im ZDF


Krimi-Zweiteiler »Heißer Verdacht«: antirassistisch und feministisch
verpackte Serbenhetze

Auf allen Kanälen laufen die Folterbilder aus Abu Ghraib, und Rumsfeld
muß Buße tun. Blair sieht man ebenfalls wieder schwitzen, denn nach den
Schnappschüssen der GIs wurden auch Erinnerungsfotos von Soldaten der
Royal Army veröffentlicht: Einer pißt auf einen irakischen Gefangenen,
dann wird der Kadaver vom LKW gestoßen. Wie gut, daß sich das ZDF in
diesen schweren Stunden in Schadensbegrenzung übt und daran erinnert,
daß unsere angelsächsischen Freunde die Folter keineswegs praktizieren,
sondern vielmehr entschlossen bekämpfen, und diese ihrer Wesensart nach
nicht freiheitlich-westlich, sondern balkanisch-serbisch ist.

Der Krimi »Heißer Verdacht«, am letzten und vorletzten Sonntag direkt
nach dem heute-journal ausgestrahlt, zeigte dem vom ganzen Renten- und
Irak-Schlamassel frustrierten TV-Glotzer, wer seine wirklichen Feinde
sind.
In London werden zwei muslimische Frauen aus Bosnien bestialisch
gefoltert und ermordet. Die Täter sind zwei Serben, die durch dieses
Verbrechen »die letzten Zeugen« – so der Untertitel – eines Massakers
beseitigen wollen, das sie mit ihrer Einheit im bosnischen Bürgerkrieg
begangen haben. Doch der Film klagt nicht nur die beiden, sondern alle
Serben an: Während der gesamten 200 Minuten werden durchweg alle
Exemplare dieser Spezies als mordgierig, kriminell, verschlagen oder
wenigstens als verstockt und hinterwäldlerisch dargestellt, die Bilder
in der Regel durch bedrohliches Musikgerumpel unterlegt. Die
klagend-schönen Ethno-Klänge, die Goran Bregovic mit »Weddings und
Funerals« bekannt gemacht hat, werden dagegen immer dann eingespielt,
wenn die Kamera die muslimischen Frauen zeigt. Dabei ist Bregovic ein
Serbe, aber der gute Balkanpop darf im deutschen Fernsehen natürlich
nicht vom Feind kommen.

Als wahrer »Teufel« – so seine Opfer wörtlich – wird dabei ausgerechnet
ein Serbe dargestellt, der ganz anders ist als seine ungebildeten und
stiernackigen Landsleute: Er lebt seit vielen Jahren in London, geht
als Augenoptiker einem ehrbaren Beruf nach, ist mit einer Engländerin
verheiratet, besticht durch Höflichkeit und Charme, arbeitet sogar als
V-Mann der britischen Polizei und liefert serbische Kriegsverbrecher
ans Messer. Aber ausgerechnet dieser Gentleman hat eine Zwölfjährige
vier Tage lang sadistisch vergewaltigt und setzt, kaum ist er
überführt, seinem eigenen Kind den Dolch an die Kehle. Dieses Stereotyp
kennt man aus dem Antisemitismus: Der Volksschädling ist gerade dann am
gefährlichsten, wenn er sich perfekt assimiliert hat und als nützliches
Glied der Wirtsgesellschaft renommiert. Deswegen, so die Nazis, müssen
alle Juden ausgerottet werden, nicht nur die Unangepaßten. Nach diesem
Film kann der Zuschauer eigentlich nur die Schlußfolgerung ziehen, daß
man mit den Serben auf die gleiche Weise verfahren muß.

Obwohl die Produktion also in der Tradition von »Jud Süß« und anderem
Nazidreck steht, werden sich die bei den Mainzer Verantwortlichen
eingehenden Proteste in Grenzen halten. Denn Regisseur Tom Hooper hat
seine rassistische Hetze antirassistisch und feministisch verpackt: Die
Morde spielen im Milieu zumeist illegaler Flüchtlinge; deren Ausbeutung
als billige Arbeitskräfte gibt den Hintergrund der polizeilichen
Ermittlungen ab. »Der Zweiteiler gehört sicherlich mit zum Besten, was
derzeit im Fernsehen zu sehen ist. Das Thema Migration wird auf eine
zeitgemäße und kritische Weise dargestellt«, lobte der Branchendienst
rp-online. In Hauptkommissarin Jane Tennison sieht die »Welt am
Sonntag« »eine stille Kämpferin, die der geballten Chauvifront mit
disziplinierter Härte imponierte«, obwohl sie bei ihren Ermittlungen
wie ein Rambo vorgeht und sich um Rechtsgrundlagen nicht schert. Doch
anders als bei Charles Bronson sind ihre schärfsten Waffen nicht Fäuste
und Kanonen, sondern Tränen: »Ich kann es nicht beweisen, aber ich
fühle, daß er es war«, schluchzt sie und schickt dann ihre Killertruppe
los. Das hätte von Rudolf Scharping stammen können – und auch bei der
elenden Auschwitz-Vergleicherei kann sie ihm durchaus das Wasser
reichen.

Während Mrs. Tennison auf Moral und weibliche Intuition setzt und damit
die Schurken überführt, verteidigen ihre männlichen Kollegen die
Unschuldsvermutung, bemühen sich um Recherche in alle Richtungen und
suchen sogar – pfui, wie altmodisch – nach möglichen ökonomischen
Motiven für die Morde, etwa bei der balkanischen Zigarettenmafia. Aber
diese Überlegungen sind im Film von vornherein diskreditiert, weil sie
zum einen von älteren Herren vorgebracht werden, die sich zum anderen
auch noch politisch unkorrekt zum Thema Asyl äußern. Merke: Wer die
Schuld der Serben nicht zum Prärogativ seines Denkens und Handelns
macht, muß ein Chauvi und verkappter Rechtsradikaler sein.

Jürgen Elsässer

www.jungewelt.de