[ Bodo Hombach, ex inviato tedesco per i Balcani, e' proprietario della
editrice Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ), che da qualche anno
controlla tante testate balcaniche, compresa la belgradese "Politika" e
la rumena "Romania Libera"... ]

http://www.jungewelt.de

jW, 29.11.2004

Bodo Hombach beim Balkan-Monopoly

Unter Führung des schwergewichtigen Sozialdemokraten hat sich das
Imperium der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung marktbeherrschend
ausgedehnt


"Hinter der WAZ steht die deutsche Politik und die deutsche Industrie,
stehen ihre Interessen auf dem Balkan. Dort unten gibt es sehr
interessante Rohstofflager ... " (Michael Dichand im Interview mit der
jungen Welt)


Der WAZ-Konzern mit Sitz in Essen macht einen Gesamtumsatz von knapp
zwei Milliarden Euro jährlich. Der Medienriese gibt nach eigenen
Angaben rund 30 Zeitungen und über 500 Zeitschriften und
Anzeigenblätter heraus. Die vor allem im Printgeschäft erwirtschaftete
Rendite ist deutlich überdurchschnittliche und soll selbst in den
jüngsten Krisenjahren noch über 10 Prozent vom Umsatz betragen haben.
Das ist auch Resultat der eisernen Sparpolitik der Konzernführung – vor
allem im Stammland Nordrhein-Westfalen wurden immer wieder Stellen
abgebaut. Wegen der wachsenden Aktivitäten in Osteuropa (dazu gleich
mehr) ist die Gesamtzahl der Mitarbeiter dennoch gestiegen und liegt
aktuell bei etwa 14 000 Beschäftigten. Da der Trust nach wie vor die
Bilanz nicht veröffentlicht, bleibt allerdings offen, welche
Unternehmen bei diesen summarischen Angaben berücksichtigt sind.


Kartellamt contra WAZ

Was unter Regie von WAZ-Geschäftsführer Bodo Hombach im Inland
getrieben wird, hat der Medienwissenschaftlers Horst Röper
(Formatt-Institut) auf einer Website der ARD beschrieben: "Der
WAZ-Konzern gehört zu jenen Großverlagen, die sich intensiv für eine
Novellierung des Kartellrechts einsetzen und sich davon eine deutliche
Deregulierung erhoffen. Vermutlich hat kein anderer Verlag so häufig
Probleme mit dem Bundeskartellamtgehabt und seine Interessen durch die
gerichtlichen Instanzen verfochten wie der WAZ-Konzern. In den meisten
Fällen behielt allerdings das Kartellamt das letzte Wort, so auch in
Bezug auf eine Anteilsreduzierung bei der Ostthüringer Zeitung in Gera.
Derzeit gehört die Zeitung aber immer noch vollständig zum Konzern. Das
Bundeskartellamt hat den Teilverkauf angemahnt und ein Zwangsgeld, ein
selten genutztes Instrument, angedroht."
(http://www.ard-werbung.de/showfile.phtml/roeper.pdf?foid=5452)


Wildwest in Deutsch-Südost

Wie das deutsche Großkapital insgesamt ist die WAZ in zunehmendem Maße
auf den Weltmarkt orientiert: Nach Angaben von Geschäftsführer Erich
Schumann lag der Auslandsumsatz im Jahr 2002 bei 43 Prozent des
Gesamtumsatzes. Da im Inland zuletzt keine größeren Aufkäufe mehr
getätigt wurden, dürfte sich der Auslandsanteil noch weiter erhöht
haben, denn insbesondere in Südosteuropa hat der Konzern weitere
Zukäufe getätigt und dürfte dort inzwischen marktbeherrschend sein.

Die WAZ ist auf dem Balkan in Bulgarien, Kroatien, Serbien-Montenegro
und Rumänien präsent und mischt seit zwei Jahren in drei Tageszeitungen
in Mazedonien mit, die den in dem kleinen Land tonangebend sind. In der
nordserbischen Vojvodina wurde 2003 die wichtigste Zeitung übernommen
und damit die Position im Land weiter ausgebaut – schon vorher hielten
die Westdeutschen 50 Prozent Beteiligung an der führenden serbischen
Tageszeitung Politika. Zudem hat sich der Konzern seit kurzem erstmals
in Griechenland engagiert.

Als Koordinator des Balkan-Stabilitätspaktes, der unter NATO-Regie nach
dem Jugoslawien-Krieg 1999 abgeschlossen wurde, konnte Hombach
Geldmittel in Milliardenhöhe dirigieren. Ob er diese Machtposition
genutzt hat, um den deutschen Presseeinfluß in der Region durch
günstige Zukäufe zu erhöhen, sollte besser nicht behauptet werden –
die WAZ und Hombach haben gegen die junge Welt Prozesse angestrengt
(vgl. jW vom xy). Ebenfalls teuer könnte es werden, würde jemand
insinuieren, die WAZ und Hombach hätten sich in Kroatien über
Kooperationen mit mafiösen Firmen eine dominierende Stellung erkämpft.
Dies hat Michael Dichand eine Anzeige eingebracht, dem Erben der
österreichischen Kronen-Zeitung. Das reichenweitenstärkste
Boulevard-Blatt der Welt gehört seit 1987 zur Hälfte der WAZ, aber
Zeitungsgründer Hans Dichand wehrt sich derzeit mit Macht gegen die
deutsche Bevormundung. Der Ausgang verschiedener Gerichtsverfahren ist
offen.

Jürgen Elsässer, Belgrad

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Siehe auch:

Telepolis berichtet über Vorwürfe der Einmischung der WAZ in die
Berichterstattung der Zeitung Romania Libera während des Wahlkampfs in
Rumänien (Gewählt wird übrigens heute). Der Autor Helmut Lorscheid
nimmt auch die geringe Solidarität deutscher JournalistInnen unter die
Lupe. Immerhin hat der Deutsche Journalisten-Verband auf seiner
Verbandstagung eine Resolution verabschiedet, die gegen Eingriffe
deutscher Medienkonzerne, insbesondere der WAZ-Gruppe in Osteuropa, in
die Grundrechte von JournalistInnen...

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/18/18809/1.html

Was in den deutschen Medien kaum aufgegriffen wurde, ist die Frage, ob
es bei einem milliardenschweren Auftrag an den europäischen
Rüstungskonzern EADS zur Sicherung der rumänischen Grenze mit rechten
Dingen zugegangen ist. Der Vertrag wurde im August in Anwesenheit von
Gerhard Schröder unterzeichnet. Die Zeitung Romania Libera berichtet,
dass der Vertrag ohne Ausschreibung vergeben wurde, obwohl das
rumänische Gesetz dies eigentlich vorsieht. Die Zeitung versucht
darüber hinaus, die Verwicklungen des Strategierats der rumänischen
Agentur für ausländische Investitionen (ARIS) zu klären. Vorsitzender
ist Ion Tiriac, der frühere Becker-Manager. Zu den Mitgliedern gehören
u.a. Bodo Hombach (früher EU-Koordinator für den
Balkan-Stabilitätspakt, heute WAZ) und Klaus Mangold (DaimlerChrysler;
DaimlerChryser hält ca. 30% der EADS-Aktien). Die Zeitung hat zu diesem
Thema einen dreiteiligen englischen Artikel auf ihre Webseite gestellt:

www.romanialibera.ro/editie/index.php?url=articol&tabel=z26102004&idx=96