Wieder ein NATO-Kriegsziel erreicht
1) P. Betscher (VIS eV): Wieder ein NATO-Kriegsziel erreicht
2) V. Krsljanin: Kosovo und Metohija, die Stabilität des Balkans und die Zukunft Serbiens
(Ausschnitt aus dem Buch "Slobodna Srbija - priručnik za oslobođenje")
3) Zu den Wahlen in Serbien. Ein Gespräch mit B. Rakic (junge Welt, 7.2.08)
4) Abspaltung wird Traum eines »Groß-Albanien« anheizen. Ein Gespräch mit J. Bissett (junge Welt 18.2.08)
5) »Sezession historisch nicht zu begründen«. Gespräch mit A. Dorin (junge Welt, 16.2.08)
6) W. Pirker: Totentanz. Kosovo erklärt sich unabhängig (junge Welt 18.2.08)
Veranstaltung:
"Sarajevo 1914 und Kosovo 2008"
mit Jürgen Elsässer zur Lage im Kosovo
am 21.02.2008, um 20 Uhr,
Restaurant "Zum Hutzelwald", Gaisbergstr.93, Heidelberg,
Tel.06221/23558.
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From: peter_betscher @ freenet.de
Subject: Wieder ein NATO-Kriegsziel erreicht
Date: February 17, 2008 10:22:51 PM GMT+01:00
Liebe Freunde,
Ungeachtet der Jahrhunderte zurückliegenden Wurzeln der Probleme in Kosovo und Metohija darf man niemals vergessen, dass alle Konflikte zwischen den Völkern des Balkans in der Geschichte nur als Folge der Verflechtung von Großmächten geschehen sind. Auch heute sind es nicht "die Albaner", die uns Kosovo und Metohija wegnehmen wollen. Kosmet ist unter der Besatzung durch die NATO und die albanische Drogenmafia, die auch gegen die albanische Bevölkerung der Provinz die selben Mittel des Terrors (Morde, Entführungen, Folter,Vergewaltigungen) angewendet hat wie gegen Serben, um ihre Macht zu festigen, und ihre Führer, blutrünstigste Verbrecher, wurden seitens Albrights und Holbrooks zu "Politikern" und "Freiheitskämpfern" erhoben. Aber ihre Opfer sind Bürger Serbiens! Daher ist es die Pflicht Serbiens, nicht nur seine territoriale Integrität, sondern auch seine Bürger, ungeachtet ihrer Nationalität, vor Terror zu schützen! Die blutige Terror-Maschinerie der NATO im Kosovo hat fürchterliche Ziele: Profit aus Drogenhandel und anderen Formen internationaler Kriminalität zu ziehen, Einbau des "Camp Bondsteel" bei Urosevac, der größten US-amerikanischen Militärbasis in Europa, in den Cordon Sanitaire gegen Russland, die Instrumentalisierung der manipulierten und militarisierten Albaner als dauerhaften Störfaktors für die europäische Einheit, Kontrolle und Verhinderung einer Erweiterung der NATO-Pipeline, um das kaspische Öl zu stehlen, Ausbeutung der natürlichen Ressourcen des Kosmet und beständiger Druck auf Serbien und das serbische Volk.
Somit haben wir bereits einen "NATO-Marionetten-Quasistaat" im Kosmet.
Die Befreiung Serbiens (und Kosmets) ist nicht allein mit Hilfe von Wahlen möglich, die der Westen kontrolliert. Die volle Mobilisierung und Zusammenführung aller patriotischen und kreativen Potentiale des Landes und des Volkes sind unentbehrlich.
Ausschnitt aus dem soeben auf serbokroatisch erschienenen Buch von Vladimir Krsljanin, "Slobodna Srbija - priručnik za oslobođenje" ("Freies Serbien - Handbuch zur Befreiung"). Den gesamten Text: "Kosovo und Metohija, die Stabilität des Balkans und die Zukunft Serbiens" und weitere Artikel findet Ihr im Attachement.
Und noch der Hinweis auf die Veranstaltung
"Sarajevo 1914 und Kosovo 2008"
mit Jürgen Elsässer zur Lage im Kosovo
am 21.02.2008, um 20 Uhr,
Restaurant "Zum Hutzelwald", Gaisbergstr.93, Heidelberg,
Tel.06221/23558.
Mit solidarischen Grüßen
Peter Betscher
Vereinigung für Internationale
Solidarität (VIS) e.V.
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Vladimir Krsljanin
Kosovo und Metohija, die Stabilität des Balkans und die Zukunft Serbiens
Ein Teil der Regierung Serbiens hat vor einigen Monaten zugegeben, dass uns die NATO „zum Zweck des Raubs von Kosovo und Metohija“ bombardiert hat. Auch wenn diese Einsicht spät kommt und erst ausgesprochen wurde, nachdem Russland die Garantie gab, sich der widerrechtlichen Unabhängigkeitserklärung dieser serbischen Provinz entgegenzustellen, müssen wir diese Aussage positiv auffassen. Tatsächlich war es die serbische Führung, die Russland die Garantien hat geben müssen, die Unabhängigkeit des Kosmet nicht anzuerkennen.
Kosovo und Metohija sind der Angelpunkt des angloamerikanischen Kriegs gegen Jugoslawien und das serbische Volk. Bei der Emigration von Extremisten, die im Schoß westlicher Geheimdienste gestärkt wurde, um zur Zerstörung Jugoslawiens benutzt zu werden, spielten die Kosovoalbaner eine entscheidende Rolle . Die Zusammenarbeit der albanischen Emigranten mit der italienischen Mafia im Drogenhandel in Amerika und die Verschlossenheit und der patriarchalische Charakter der albanischen Gemeinschaft, wie auch die Tatsache, dass kaum jemand auf der Welt die albanische Sprache versteht, wurde von der CIA dazu genutzt, eine neue Mafia zu schaffen. Man konnte die Erfahrungen aus Lateinamerika direkt anwenden. So haben die Angloamerikaner Dr. Frankenstein übertroffen - sie schufen noch schrecklichere Ungeheuer. Die heute bekanntesten sind Al-Kaida und die albanische Mafia. Letztere ist der westlichen Öffentlichkeit gemessen an ihrer Macht, ihrem Geld und ihrem Einfluß als auch angesichts ihrer Führungsrolle in der Kontrolle des Drogenmarktes in Westeuropa und den USA, nur ungenügend bekannt. Außerdem wird der Krieg gegen Jugoslawien von großen Teilen der westlichen Öffentlichkeit noch immer als gerechtfertigt angesehen. Das sind die Gründe, warum die Angloamerikaner, und ebenso ein Teil ihrer europäischen Verbündeten, die an diesem Krieg teilnahmen, ohne Rücksicht auf die Konsequenzen Gefangene des Plans, Kosmet eine "Unabhängigkeit" zu gewähren, bleiben (ein möglicher Krieg, der mehrere Staaten im südlichen Balkan erfassen könnte, was auch die lokalen NATO-Befehlshaber zugeben!). Das Imperium ist schon im Untergang begriffen und hofft, dass der Fall abgefedert wird, wenn es verhindert, dass seine Leichen im Keller Kosovos entdeckt werden. Aber das kann nicht verhindert, nur aufgeschoben werden.
Das angloamerikanische "unipolare" Abenteuer nähert sich seinem unrühmlichen Ende. Verlorene Kriege, verlorene Glaubwürdigkeit, der Krach des spekulativen Systems des Imperiums und der Weltfinanzen... Von welcher "exportierten" Demokratie oder Demokratie kann hier überhaupt die Rede sein? Von "globaler moralischer Führung"? Von "Entwicklungsperspektiven", die anderen angeboten
werden? Da gibt es keine Entwicklung. Tadic hat uns dieser Tage Bulgarien als Beispiel eines Landes angeführt, das trotz EU-Mitgliedschaft seine Tradition bewahrt hat – angesichts der Tatsache, daß noch immer bulgarische Saisonarbeiter auf serbischen Feldern arbeiten, ein schlechter Scherz. Die USA und Großbritannien können der Katastrophe nur entkommen, wenn sie ihr Verhalten auf internationaler Ebene von Grund auf ändern und die Hand ergreifen, die ihnen die neuen Zentren der weltweiten Entwicklung im Osten zum Zweck einer gleichberechtigten Zusammenarbeit entgegenstrecken. Warum reichen sie ihnen die Hand? Weil sie unbestreitbar die Mächtigsten sind, sich nicht der verzweifelten imperialistischen Logik entsprechend verhalten und weil sie wissen, dass alle anderen auf der Welt einen totalen Kollaps der USA und Großbritanniens schmerzlich fühlen würden. Sollte man ihre Hand nicht nehmen, werden Russland und China überleben. Sie haben eine reale Ökonomie und gewaltige Goldreserven (China $1,434 Mrd. und Russland $470 Mrd.). Die EU muss sich entscheiden, das wird weder leicht noch schnell sein. Sie wird einen hohen Preis zahlen müssen für ihre Teilnahme an den angloamerikanischen imperialistischen Abenteuern! Realistisch betrachtet: Steht Serbien denn überhaupt vor der Entscheidung: Okkupation durch die vor dem Kollaps stehende angloamerikanische Achse und Anbindung an ihre problematischen Institutionen einerseits oder Freiheit und freundschaftliche Verbundenheit mit Russland und anderen Megaökonomien des freien Ostens andererseits? Serbien steht nicht vor dieser Entscheidung, denn Serbien hat noch keine eigene Stimme. Was man hier beobachten kann, ist ein virtueller politischer Wettbewerb „aus dem DOS-Bündis hervorgegangener“ westlicher Marionetten! Um eine Veränderung herbeizuführen ist es notwendig, dass sich jeder einzelne von uns entscheident, nicht untergehen zu wollen.
Serbien hat mittels einer Deklaration des Parlaments die "militärische Neutralität" gegenüber der NATO erklärt. Die Vertreter der Demokratischen Partei Serbiens (DSS) von Premierminister Kostunica und der Radikalen Partei (SRS) betrachten das als dauerhafte Festlegung, die Vertreter der Demokratischen Partei (DS) von Präsient Tadic und der kleinen G17+ als Position, die "bis zu einem Referendum" gültig bleibt, wobei sie (mit Recht) darauf hinweisen, dass die Frage nach einem Beitritt Serbiens zur NATO "noch nicht auf der Tagesordnung ist". (Für ihren Geschmack ist es vollkommen ausreichend, dass Serbien unter NATO-Besatzung steht). Gleichzeitig brüsten sie sich einer "hervorragenden Zusammenarbeit" mit der NATO, deren Befehlshaber "versprochen" haben, dass sie Serben im Kosmet schützen werden, falls die Unabhängigkeitserklärung von Gewalt begleitet sein sollte. Dabei verbergen sie vor der Öffentlichkeit, dass die NATO-Kräfte schon jetzt im Kosmet nicht so aufgestellt sind, dass sie die Serben schützen, sondern dass sie ihre Positionen entlang der "administrativen Grenze" verstärkt haben, wahrscheinlich um einen eventuellen Eintritt serbischer Truppen auf das eigene serbische Territorium zu verhindern.
In Bezug auf die NATO wird die serbische Öffentlichkeit in zweierlei Hinsicht getäuscht. Die erste Täuschung bezieht sich auf die "Partnerschaft für den Frieden". Die Öffentlichkeit hat diese Täuschung bereits geschluckt. Es wird nämlich behauptet, dass die Mitgliedschaft in dieser "Organisation" unschädlich und sogar nützlich sei, und im Übrigen sei auch Russland Mitglied der Partnerschaft. Hierbei wird absichtlich verschwiegen, dass die "Partnerschaft für den Frieden" keine internationale Organisation ist, sondern ein System bilateraler Verträge. Jedes Land, das in die "Partnerschaft" eintreten möchte, unterschreibt einen gesonderten Vertrag mit der NATO, in dem es bestimmte Verpflichtungen eingeht (Anpassung der militärischen Standards an die der NATO - auf eigene Kosten, und Verzicht auf eine selbständige militärische Sicherheitspolitik zugunsten von Beobachtung und Kontrolle durch die NATO), während die NATO selbst keinerlei Verpflichtungen in Bezug auf ihren "Partner" eingeht! Auch sind diese bilateralen Verträge nicht ausgewogen und es sollte jedem klar sein, dass die Verpflichtungen, die Russland in Bezug auf die NATO eingegangen ist, nicht die selben sein können wie die Verpflichtungen, die ein kleines Land eingegangen ist, das zudem unter NATO-Besatzung steht. Die zweite Täuschung, die allerdings durch eine positive Entwicklung keine mehr sein könnte, bezieht sich auf die "militärische Neutralität". Die Regierung anerkennt sogar manchmal widerwillig die offensichtliche Tatsache, die sie erst kürzlich entdeckt hat, dass Kosmet unter NATO-Besatzung steht (bereits seit neun Jahren!). Indessen ist für das Handeln Serbiens und für den Erhalt seiner territorialen Gesamtheit die Tatsache viel wichtiger, das ganz Serbien unter NATO-Besatzung steht! Von was für einer "Neutralität" kann die Rede sein, wenn angloamerikanische, der NATO angehörende Kontrolleure und "Berater" in Verteidigungsministerium, Generalstab, Militärischem Sicherheitsdienst und Staatssicherheitsdienst, der Polizei, allen Ministerien und in vielen Wirtschafts-, Finanz- und anderen Institutionen sitzen? Wenn westliche
Diplomaten und Geheimdienste die Führungskräfte in Serbien bestimmen? Wenn in Serbien eine ferngesteuerte politische Partei (LDP, Liberaldemokratische Partei) und eine Vielzahl geheimdienstlicher Nichtregierungsorganisationen, die keine serbischen, sondern direkt die angloamerikanischen Interessen repräsentieren, eine tägliche Präsenz in den Medien erhalten? (“Kosovo soll unabhängig werden, und Den Haag stellt den Höhepunkt des Rechts dar.“) Von einer „Neutralität“ selbst im weitesten Sinne können wir erst sprechen, wenn alle NATO-Angehörigen, die in staatlichen und anderen Institutionen sitzen, Serbien verlassen haben, und wenn die Propaganda der NATO in der politischen Öffentlichkeit Serbiens unmöglich gemacht wird.
Ungeachtet der Jahrhunderte zurückliegenden Wurzeln der Probleme in Kosovo und Metohija darf man niemals vergessen, dass alle Konflikte zwischen den Völkern des Balkans in der Geschichte nur als Folge der Verflechtung von Großmächten geschehen sind. Auch heute sind es nicht “die Albaner", die uns Kosovo und Metohija wegnehmen wollen. Kosmet ist unter der Besatzung durch die NATO und die albanische Drogenmafia, die auch gegen die albanische Bevölkerung der Provinz die selben Mittel des Terrors (Morde, Entführungen, Folter, Vergewaltigungen) angewendet hat wie gegen Serben, um ihre Macht zu festigen, und ihre Führer, blutrünstigste Verbrecher, wurden seitens Albrights und Holbrooks zu "Politikern" und "Freiheitskämpfern" erhoben. Aber ihre Opfer sind Bürger Serbiens! Daher ist es die Pflicht Serbiens, nicht nur seine territoriale Integrität, sondern auch seine Bürger, ungeachtet ihrer Nationalität, vor Terror zu schützen! Die blutige Terror-Maschinerie der NATO im Kosovo hat fürchterliche Ziele: Profit aus Drogenhandel und anderen Formen internationaler Kriminalität zu ziehen, Einbau des "Camp Bondsteel" bei Urosevac, der größten US-amerikanischen Militärbasis in Europa, in den Cordon Sanitaire gegen Russland, die Instrumentalisierung der manipulierten und militarisierten Albaner als dauerhaften Störfaktors für die europäische Einheit, Kontrolle und Verhinderung einer Erweiterung der NATO-Pipeline, um das kaspische Öl zu stehlen, Ausbeutung der natürlichen Ressourcen des Kosmet und beständiger Druck auf Serbien und das serbische Volk.
Somit haben wir bereits einen "NATO-Marionetten-Quasistaat" im Kosmet. Was tun?
1. Die NATO-Kontrolleure aus Belgrad verjagen.
2. Verbot der vom Ausland finanzierten Parteien.
3. Beendigung der Finanzierung heimischer Organisationen durch fremde
Regierungen und Begrenzung der Beiträge von Einzelpersonen.
4. Im Fall der Anerkennung der "Unabhängigkeit" durch die Angloamerikaner
5. Ersuchen russischer Militärhilfe und Befreiung wenigstens eines Teils des Territoriums der Provinz.
6. Herstellung enger Beziehungen mit serbischen Bürgern albanischer Nationalität zu ihrem Schutz vor Terror.
Aber dafür muss man die Regierung in Belgrad auswechseln!? Doch was hindert uns daran, sie zu tauschen?
All dies muss jetzt getan werden. Es hätte sowohl früher als auch einfacher getan werden können, hätte das Marionettenregime in Belgrad nicht sieben Jahre lang die für Serben fürchterliche Illusion über euroatlantische Integration und die westliche Demokratie gesät. Wenn wir beizeiten in ein politisches, ökonomisches und militärisches Bündnis mit der führenden souveränen Demokratie der zeitgenössischen Welt hätten eintreten können - mit Russland. So, fast ohne Staat, Armee, Finanzen und Wirtschaft, haben wir eine schwierige Aufgabe. Die Chancen für einen Erfolg sind real, weil der angloamerikanische Faktor in einem Meer eigener Probleme zu versinken droht und somit keine Möglichkeit zur Intervention hat, während die Stärke Russlands und anderer freier Länder in den internationalen Beziehungen bereits dominant geworden ist.
Zur Überwindung der Folgen der zerstörerischen angloamerikanischen Politik auf dem Balkan und im Kosmet muss Serbien als souveräne Demokratie mittel- und langfristig seine Politik entschieden und parallel in bestimmte strategische Richtungen führen:
1. Verstärkung aller Formen der Zusammenarbeit mit Russland, Einbindung in die Eurasische Wirtschaftsgemeinschaft und Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit
2. Herstellung der Voraussetzungen für die Reintegration aller konstituierenden Teile des serbischen Volks in einen Staat;
3. Enge Bindung der orthodoxen slawischen Völker des Balkans - Bildung eines "Balkanischen Benelux", welches Serbien, Bulgarien und Makedonien umfasste;
4. Aktive Teilnahme an allen Formen multilateraler Zusammenarbeit auf dem Balkan.
Die Wahlkampagnen in Serbien, die von westlichen Diensten und westlichen Financiers kontrolliert werden, verwandeln sich in einen medialen Aufschrei von Lügen und Betrug. Die Befreiung Serbiens (und Kosmets) ist nicht allein mit Hilfe von Wahlen möglich, die der Westen kontrolliert. Die volle Mobilisierung und Zusammenführung aller patriotischen und kreativen Potentiale des Landes und des Volkes sind unentbehrlich.
Auszug aus dem soeben auf serbokroatisch erschienen Buch von Vladimir Krsljanin, „Slobodna Srbija – priručnik za oslobođenje" („Freies Serbien - Handbuch zur Befreiung“), Februar 2008.
Übersetzung aus dem Serbokroatischen: Valentina Simonova und Darko Sergievsky
Der Autor ist Vorsitzender der Organisation „Serbsiche Volksbewegung“
Natürlich darf man dabei nicht die Rolle Deutschlands und des Vatikans unterschätzen - sie war dieselbe, wie im Zweiten Weltkrieg; die führende angloamerikanische Rolle war im Zweiten Weltkrieg versteckt und ist jetzt unverhüllt.
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Zu den Wahlen in Serbien
»Mehrheit der Bevölkerung auf dem Land wählte Nikolic«
Serbien: Widersprüche zwischen Propaganda und gesellschaftlichen Realitäten werden immer offensichtlicher.
Ein Gespräch mit Branko Rakic
* Branko Rakic ist Professor der Rechtswissenschaften an der Universität Belgrad
Serbiens Präsident Boris Tadic wurde am Sonntag nur mit knappem Vorsprung vor dem antiwestlichen Oppositionskandidaten Tomislav Nikolic im Amt bestätigt. Das Ergebnis zeigt ein gespaltenes Land. Wie ist es dazu gekommen?
In der Universität habe ich engen Kontakt zu jungen Menschen. Sie befinden sich mehrheitlich in der Opposition zur Regierungspolitik, viele stimmten für Nikolic. Da hat sich etwas verändert. In der ersten Hälfte der 1990er Jahre erreichte Slobodan Milosevic 80 Prozent der Stimmen, er wurde von jung und alt unterstützt. Als die Opposition dann in der Zeit der Sanktionen und der antiserbischen Hetze stärker wurde, fand sie auch jugendliche Anhänger. Nicht nur, daß diese naturgemäß rebellisch sind, sie haben in einer Zeit ihr politisches Bewußtsein entwickelt, die von Isolation und Krieg geprägt war. Viele waren zu jung, um die Ursache für die Lage, die propagandistisch verdreht wurde, zu erkennen.
Warum stehen nun viele der jungen Menschen auf der anderen Seite?
Auch hier handelt es sich nicht allein um rebellische Auflehnung gegen die Herrschenden. Die Menschen sehen mit eigenen Augen die Misere, in die Serbien in den letzten sieben Jahren geraten ist. Aus diesem Grund zielte Tadics Wahlkampagne sehr auf Jugendliche: Serbien drohe unter Nikolic eine neue Isolation, die Reisefreiheit würde beschnitten, das Studieren im Ausland unmöglich. Das hat sicher auch gewirkt. Dennoch stehen viele Junge und Alte hinter Nikolic. Aber viele von denen, die in den 90er Jahren gegen Milosevic waren, stehen hinter Tadic.
Aber die politischen Linien verlaufen natürlich nicht nur entlang der Altersgrenzen. Die sogenannten Demokraten haben die Mehrheit der ehemaligen städtischen Mittelklasse hinter sich, die sich inzwischen in Arm und Reich spaltet. Die breite Landbevölkerung wählte wie die Mehrheit der Arbeiter Nikolic.
Erstmals seit dem Sturz der Regierung Milosevic im Oktober 2000 stand nun der Sieg der sogenannten Demokraten auf der Kippe. Ist das knappe Ergebnis ein Resultat der sozialen Verhältnisse?
Die Menschen können mehr und mehr zwischen Propaganda und Realität unterscheiden. Die gegenwärtig Regierenden sind dem Westen völlig ergeben. Wenn sie westliche Politiker treffen, biedern sie sich förmlich an. Sogar bei denen, die Verantwortung für die Bombardierung Serbiens tragen. Sie liefern die ehemalige Staatsführung an das Showgericht in Den Haag aus, unseren ehemaligen Präsidenten Milosevic sogar am höchsten serbischen Feiertag. Das ist erniedrigend.
Kürzlich wurde bekannt, daß Tadic’ Regierung bedeutende Wirtschaftsbeziehungen zu der US-gesteuerten irakischen Regierung unterhält. Es ist beschämend, daß wir erstmals in unserer Geschichte an der Ausbeutung eines besetzten Landes teilnehmen.
Wie wird es mit dem Status des Kosovo nach Ihrer Einschätzung weitergehen?
Die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo entspricht den Plänen, die der Westen schon seit der Haager Jugoslawienkonferenz 1991 verfolgt. Viele sehen in Tadic’ Protest nur leere Worte. Vor kurzem sickerte durch, daß seine Regierung mit dem österreichischen Kanzler Alfred Gusenbauer in Geheimverhandlungen erörterte, wie die Prozedur mit dem geringsten Schaden für die hiesige Regierung ablaufen kann. Tadic würde also im Falle eines solch massiven Angriffs auf unsere Souveränität nicht mit Rücktritt reagieren, nein, er will nur seinen Kopf retten. Auch die Wahlen wurden auf Druck Tadic’ noch vor einer Lösung der Kosovo-Frage abgehalten. Seine angebliche Verteidigung des Kosovo leidet an einem inneren Widerspruch: Öffentlich tritt er für die territoriale Integrität Serbiens ein. Gleichzeitig führt sein Stab nicht nur diese geheimen Verhandlungen, sondern die Regierung wiederholt ständig die Lügen von »schlimmsten Menschenrechtsverletzungen« und »ethnischen Säuberungen« im Kosovo.
Damit unterstützen sie die Argumente, mit deren Hilfe sich der Westen über das Völkerrecht hinwegsetzen wird: Der Kosovo-Fall sei wegen der vorangegangenen serbischen Verbrechen »einzigartig«. Natürlich müssen die sogenannten Demokraten ihre Darstellung vom verbrecherischen Milosevic-Regime aufrechterhalten. Sie sind schließlich durch jahrelanges Nachbeten dieser westlichen Propaganda an die Macht gekommen. Ihre ganze Existenz gründet auf dieser Lüge.
Interview: Cathrin Schütz
junge Welt, 7.2.08
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»Unabhängigkeit des Kosovo bricht das Völkerrecht«
Abspaltung wird Traum eines »Groß-Albanien« anheizen und den Balkan weiter destabilisieren.
Ein Gespräch mit James Bissett
* James Bissett war von 1990 bis zum Abzug der westlichen Diplomaten 1992 kanadischer Botschafter in Jugoslawien
Sie sind erklärter Gegner der Abspaltung des Kosovo von Serbien. Was hat Sie dazu bewogen, sich in dieser Frage zu engagieren?
Die Unabhängigkeit des Kosovo bricht das Völkerrecht. Die Charta der Vereinten Nationen und die Schlußakte von Helsinki werden verletzt. Die territoriale Unversehrtheit, Souveränität und Unverletzbarkeit der Grenzen sind elementare Gesetzmäßigkeiten, die nicht nach Lust und Laune der NATO-Länder beiseite gewischt werden können. Diese Prinzipien zu ignorieren, bedeutet, die wesentlichen Grundsätze über die Beziehung zwischen Staaten seit Ende des Zweiten Weltkriegs zu verletzen. Die USA zeigen ein perverses Interesse, für die albanische Seite im Balkan einzutreten. Das ist bekannt. Wie Deutschland, Frankreich und Großbritannien hier gehorsam folgen, enttäuscht mich aber sehr.
Es geht also um den Bruch des internationalen Rechts?
Nicht nur. Die Führung des Kosovo und die UCK sind in meinen Augen Kriegsverbrecher. Sie haben unter der NATO-Besatzung fast die gesamte nicht-albanische Bevölkerung vertrieben, über 150 christliche Kirchen und Klöster zerstört. Die Unabhängigkeit des Kosovo wird den Traum eines »Groß-Albanien« anheizen und den Balkan weiter destabiliseren.
Wie begegnen Sie den Stimmen, die eine Unabhängigkeit des Kosovo mit der jahrelangen Unterdrückung der Albaner durch den serbischen Staat legitimieren wollen?
Die Albaner im Kosovo hatten im ehemaligen Jugoslawien eine privilegierte Stellung. Sie hatten ihre Sprache, eigene Universitäten und Schulen. Dank der Subventionen der anderen jugoslawischen Republiken erfuhr die Region eine enorme Entwicklung. Das Kosovo genoß weitgehende Autonomie, konnte aber die Gesetzgebung in Serbien blockieren. Doch lange bevor Milosevic 1989 daher den Autonomiestatus des Kosovo aufhob, verfolgten die Kosovo-Albaner die Abspaltung von Jugoslawien. Das harte Durchgreifen der serbsichen Sicherheitskräfte war die Reaktion auf den bewaffneten Aufstand der UCK. Diese verübte Anschläge auf serbische Beamte und Polizisten. Auch Albaner, die den Kampf der UCK nicht unterstützen, mußten oft mit dem Leben bezahlen. Die UNO schätzt, daß in den drei Jahren vor dem NATO-Krieg von 1999 insgesamt 4 600 Menschen getötet wurden. Serben und Albaner. Im Jahr 2000 gab es in den USA 15 586 Morde, allein 600 in Washington DC. In meinen Augen ist die serbische Unterdrückung der Albaner im Kosovo vor der bewaffneten Auseinandersetzung ein Märchen.
Sie waren als Botschafter in Belgrad, als die jugoslawische Krise Anfang der 1990er Jahre begann. Plötzlich sprach man im Westen von Menschenrechtsverletzungen im Kosovo.
Die Slowenen haben den Stein ins Rollen gebracht, als sie das »Kosovo-Problem« als Propagandamittel nutzten, um ihre eigene Sezession von Jugoslawien zu rechtfertigen. Das war Teil des Mythos eines drohenden »Groß-Serbien«. Leider kennen wenige die Rede, die Milosevic 1989 auf dem Amselfeld hielt. Lesen Sie eine ungekürzte Version –Sie werden sehen, daß der serbische Präsident ein überzeugtes Plädoyer für den Erhalt eines multi-ethnischen Serbiens hielt. Und bis heute ist Serbien ein multiethnischer Staat. Gleiches kann man von Slowenien und Kroatien nicht behaupten.
Wenn es keine ethnischen Säuberungen an den Albanern gab, warum hat die NATO dann im Frühjahr 1999 interveniert?
Der NATO-Krieg gegen Serbien hat nichts mit serbischen Verbrechen zu tun. Er diente schlichtweg zur Legitimation des Fortbestehens und der Umwandlung der NATO. Damit hat die NATO ihren eigenen Gründungsvertrag gebrochen, der ihr die Androhung oder den Einsatz militärischer Mittel zur Lösung internationaler Streitfälle verbietet und sie an die UNO-Charta bindet. Doch Bill Clinton verkündete während des Krieges gegen Serbien zum 50. Geburtstag der NATO genau das als neue Strategie. Unterdessen weiß man, daß amerikanische und britische Geheimdienste die UCK bewaffnet und ausgebildet und schließlich im Kosovo zum Einsatz gebracht haben. Der Weg, die NATO im Sinne der USA in ein aggressives Militärbündnis zu verwandeln, das auf eigene Faust überall und jederzeit angreifen kann, war also eine ausgeklügelte Sache. Daß dem Kosovo nun die Unabhängigkeit gegeben wird, ist Teil dieser Entwicklung.
Interview: Cathrin Schütz, Belgrad
Junge Welt 18.02.2008
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»Sezession historisch nicht zu begründen«
Serben blicken auf jahrhundertelange Geschichte im Kosovo.
Ein Gespräch mit Alexander Dorin
Der unter Pseudonym schreibende Publizist Alexander Dorin (Jg. 1967) ist als Sohn bosnischer Eltern, die Anhänger Tito-Jugoslawiens waren, aufgewachsen. Zuletzt erschien von ihm im Ahriman-Verlag der Aufsatz "Wem gehört das Kosovo? Osmanen und Nazis als Vorläufer der Pax Americana" Er ist Autor des Buches "In unseren Himmeln kreuzt der fremde Gott. Verheimlichte Fakten des Krieges in Ex-Jugoslawien (Kroatien, Bosnien, Kosovo)"
Die derzeit bevorstehende Unabhängigkeit des Kosovo wird von Serben parteienübergreifend abgelehnt. Worauf begündet sich dieser besondere Bezug zur südserbischen Provinz?
Die Serben können im Kosovo auf rund 1300 Jahre ihrer Geschichte zurückgreifen. Eine englische Karte etwa zeigt auf, daß Kosovo bereits im Jahre 814 Bestandteil Serbiens war. Auch sieht man, daß es Albanien als Bezeichnung damals auf dem Balkan nicht gab. Dafür findet man das alte Albanien, das sich damals direkt am Kaspischen Meer befand, das sogenannte Kaukasus-Albanien.
Wann siedelten die ersten Albaner auf dem Gebiet des Kosovo?
Es ist allgemein bekannt, daß der Staat Albanien im Jahre 1272 von Karl von Anjou gegründet wurde. Zu diesem Zeitpunkt lebten die Serben also bereits ein halbes Jahrtausend in der Region. Das Kosovo war das Herzstück Altserbiens. Im Kosovo selbst siedelten die ersten Albaner mit Beginn der osmanischen Besatzung Serbiens an. Das geht eindeutig aus einem osmanischen Dokument von 1455 hervor, welches 1972 an der Universität von Sarajevo ins Serbokroatische übersetzt wurde. Danach existierten im Jahr 1455 nur 46 albanische Haushalte im Kosovo, der Rest war ausschließlich von Serben besiedelt.
Ein weiteres interessantes Zeitdokument ist das Buch »Das Fürstentum Serbien und Türkisch-Serbien«, das vom österreichischen Offizier Peter Kukulj geschrieben und 1871 in Wien herausgegeben wurde. Dort veröffentlichte Kukulj eine Statistik der osmanischen Besatzer, laut der im Erscheinungsjahr des Buches 318000 Serben und 161000 Albaner im Kosovo lebten. Bis zum Ende der osmanischen Besatzung im Jahr 1912 mußten die Serben noch mehrere Wellen türkisch-albanischen Terrors über sich ergehen lassen, was zu zahlreichen serbischen Fluchtwellen führte. Es ist also noch keine hundert Jahre her, daß die Albaner im Kosovo die Bevölkerungsmehrheit erreichten, während die Serben davor während mehr als tausend Jahren die eigentlichen und ursprünglichen Bewohner dieser Region gewesen sind.
Es ist also keine Floskel zu sagen, daß sich im Kosovo die Wiege der serbischen Kultur befindet?
Im Kosovo finden sich zahlreiche historische Bauten der Serben, deren Errichtung bis ins Mittelalter zurückreicht. Alte albanische Monumente aus der Zeit vor der osmanischen Besatzung sucht man dagegen im Kosovo vergebens. Die Städte und Dörfer im Kosovo tragen zu 98 Prozent serbische Namen, die restlichen zwei Prozent gehen auf die osmanische Besatzung zurück, wie z.B. Gazi Mestan, der Ort, an dem das serbische Heer 1389 gegen die Osmanen die Schlacht vom Amselfeld führte. Über diese historischen Tatachen berichtete auch Hugo Roth in seinem Buch »Kosovo Origins«. Sogar der Name Kosovo ist serbisch. Kos ist das serbische Wort für Amsel, und Kosovo Polje heißt auf deutsch Amselfeld. Die Albaner können also ihre Separationsbestrebungen im Kosovo historisch nicht begründen, es sei denn, man schreibt die Geschichte neu, was ja momentan in gewissen Kreisen auch der Fall ist.
In Serbien wird das Kosovo als »Kosovo und Metohien« bezeichnet. Auf dem Gebiet Metohiens befinden sich überdurchschnittlich viele Kirchen und Klöster. Ist es nicht das, was das Kosovo zum serbischen »Jerusalem« macht?
Aber es sind nicht nur diese historischen Bauten, die Kosovo und Metohien für die Serben zum Heiligtum machen. Es ist auch die Tatsache, daß sich die Serben den Osmanen entgegengestellt haben, um den Vormarsch auf Europa zu unterbinden. Obwohl das mißlang, muß dieser Einsatz, der etliche Menschen das Leben gekostet hat, als großes und mutiges Opfer betrachtet werden. Die Serben verbinden mit dem Kosovo eine lange Leidensgeschichte. Sie wurden dort 500 Jahre lang durch die Osmanen – unter späterer Mithilfe der Albaner – unterdrückt, verfolgt und vertrieben. Während des Zweiten Weltkriegs wurden Serben erneut vertrieben und ermordet. Auch in der Zeit zwischen 1974 und 1989 wurden die Serben im Kosovo massiv terrorisiert, worüber die internationalen Medien zu dieser Zeit übrigens noch intensiv berichteten.
Wieso sollte also ausgerechnet in Südserbien ein zweiter Albanerstaat entstehen? Damit würde man die lange Geschichte der Verbrechen im Kosovo lediglich legitimieren.
Die Befürworter eines unabhängigen Kosovo argumentieren aber gerade mit der Verfolgung der Albaner seit 1989. Wie beurteilen Sie die Ereignisse seit der damaligen Beschneidung der kosovo-albanischen Autonomie?
Wäre das ein Argument, müßten die Serben in Kroatien längst die Unabhängigkeit genießen, da sie zwischen 1941 und 1945 Opfer eines durch die mit den deutschen Nazis verbündete kroatische Ustascha-Bewegung begangenen Völkermordes gewesen sind. Aus dem gleichen Grund müßte man auch den bosnischen Serben eine Abspaltung von Bosnien gewähren, da auch sie Opfer des großkroatischen Ustascha-Staates während des Zweiten Weltkrieg waren. Und außerdem muß man betonen, daß die von Ihnen angesprochene Geschichte des anti-albanischen Terrors nach 1989 im Kosovo die Version der Albaner ist. Aussagen von Nichtalbanern im Kosovo, auch der Roma und der jüdischen Gemeinschaft, spiegeln ein ganz anderes Bild über die Ereignisse von damals wieder – aber ist ein anderes Thema.
Interview: Cathrin Schütz
Junge Welt, 16.02.2008
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Totentanz
Kosovo erklärt sich unabhängig
Mit der Ausrufung der Unabhängigkeit der serbischen Provinz Kosovo ist der Idee der nationalen Unabhängigkeit der denkbar größte Schaden zugefügt worden. Denn damit wurde das multiethnische Serbien – in seiner aus der jugoslawischen Staatsidee begründeten Identität – der Souveränität über sein Territorium beraubt. Das Unabhängigkeitsspektakel von Pristina gestaltete sich als Totentanz für das Völkerrecht. Beerdigt wurde auch die UN-Resolution 1244, die dem Kosovo eine substantielle Autonomie, nicht aber die staatliche Unabhängigkeit von Serbien zubilligte. Hätte der imperialistische Westen diese je ernst genommen, hätte er sich den Bombenkrieg gegen Jugoslawien sparen können. Denn Belgrad hatte schon vor Kriegsbeginn einen Autonomieplan für die Provinz vorgelegt, der ihr Selbstverwaltungsbefugnisse in einem Ausmaß einräumte, wie das kein anderer europäischer Staat bisher getan hatte.
Im Kosovo hat sich das chauvinistische Ressentiment einer grundsätzlichen Unverträglichkeit zwischen zwei Völkern durchgesetzt. Doch der Sieg des albanischen Nationalismus ist nicht aus eigener Kraft erfolgt. Es ist ein ausgeliehener Sieg. Die Leihsumme ergab sich aus der Abhängigkeit, in die sich das »unabhängige Kosovo« in seinem Verhältnis zur Achse Washington–Brüssel begeben hat. Die Unabhängigkeitserklärung von Pristina ist keine Manifestation des Stolzes, sondern der Unterwürfigkeit. Denn es gehört schon einiges an mangelnder Selbstachtung dazu, die Unterwerfung unter ein Protektoratsregime als Erfüllung nationaler Sehnsüchte wahrzunehmen.
Auf dem widerrechtlich von Serbien losgetrennten Gebiet lastet eine Hypothek, die jegliche Perspektive auf nationale Selbstbestimmung erdrückt. Im blutgetränkten Amselfeld befindet sich mit Camp Bondsteel der größte Truppenstützpunkt Washingtons in Europa. Als US-amerikanischer Militärbezirk gerät das Kosovo unter eine zivile Administration, in der die wichtigsten Agenden von EU-Verwaltern wahrgenommen werden. EULEX nennt sich die nach Pristina entsandte Polizei- und Justizmission, was im Klartext bedeutet, daß das kosovarische Innen- und Justizministerium von Brüssel besetzt werden. Die wirklichen Betreiber der Kosovo-Sezession waren – unter Nutzung eines anachronistischen Nationalismus – die westlichen Hegemonialmächte. Denn nur einem besiegten Serbien wollen sie die »Europareife« zusprechen.
Werner Pirker
Junge Welt 18.02.2008