(english / deutsch)
Merkels Sudetenland
1) Das Land der Freiheit / The Land of Freedom (Merkel visits he German League of Expellees in spite of revisionism)
2) Paneuropäische Netze (Die Doktorats-Affäre des CSU-Generalsekretärs und die Netzwerke der deutschen Außenpolitik)
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Was damals Recht war… (GFP Newsletter vom 30.09.2013)
BERLIN (Eigener Bericht) - Noch 75 Jahre nach der Unterzeichnung des Münchner Diktats stuft die Bundesrepublik das Unrechts-Abkommen zur Zerschlagung der Tschechoslowakei als legale Übereinkunft ein. Wie aus einer aktuellen Stellungnahme der Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages hervorgeht, ist das Münchner Diktat aus Sicht sämtlicher bisheriger Bundesregierungen erst 1974 ungültig geworden. Hintergrund dieser vermeintlichen juristischen Spitzfindigkeit sind umfassende materielle Ansprüche: Wäre die Vereinbarung, die in der
Nacht vom 29. auf den 30. September 1938 getroffen wurde, zunächst gültig gewesen, dann wären die "Sudetendeutschen" 1945 womöglich illegal enteignet worden; ihnen stünden wohl Entschädigungen zu. Diese Rechtsposition, die nicht nur der Haltung Tschechiens, sondern auch derjenigen der Alliierten des Zweiten Weltkriegs diametral widerspricht, ist in der Bundesrepublik seit 1949 systematisch offengehalten worden - bis heute. Während in diesen Tagen des Beginns der NS-Expansion nach Osteuropa gedacht wird, steht in Deutschland die
vorbehaltlose Anerkennung von NS-Unrecht immer noch hinter der Wahrung der Interessen deutscher "Vertriebener" zurück…
mehr: http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/58698
BERLIN (Eigener Bericht) - Noch 75 Jahre nach der Unterzeichnung des Münchner Diktats stuft die Bundesrepublik das Unrechts-Abkommen zur Zerschlagung der Tschechoslowakei als legale Übereinkunft ein. Wie aus einer aktuellen Stellungnahme der Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages hervorgeht, ist das Münchner Diktat aus Sicht sämtlicher bisheriger Bundesregierungen erst 1974 ungültig geworden. Hintergrund dieser vermeintlichen juristischen Spitzfindigkeit sind umfassende materielle Ansprüche: Wäre die Vereinbarung, die in der
Nacht vom 29. auf den 30. September 1938 getroffen wurde, zunächst gültig gewesen, dann wären die "Sudetendeutschen" 1945 womöglich illegal enteignet worden; ihnen stünden wohl Entschädigungen zu. Diese Rechtsposition, die nicht nur der Haltung Tschechiens, sondern auch derjenigen der Alliierten des Zweiten Weltkriegs diametral widerspricht, ist in der Bundesrepublik seit 1949 systematisch offengehalten worden - bis heute. Während in diesen Tagen des Beginns der NS-Expansion nach Osteuropa gedacht wird, steht in Deutschland die
vorbehaltlose Anerkennung von NS-Unrecht immer noch hinter der Wahrung der Interessen deutscher "Vertriebener" zurück…
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Heikle Aufträge (GFP Newsletter vom 24.10.2013)
MÜNCHEN/REGENSBURG (Eigener Bericht) - Die Okkupation der "Sudetengebiete" durch das Deutsche Reich, die sich in diesen Tagen zum 75. Mal jährt, ist von späteren Gründervätern der BRD-"Ostforschung" wissenschaftlich unterstützt worden. Dies belegen exemplarisch die Vorgeschichte des 1952 gegründeten Münchener Osteuropa-Instituts sowie die Biografie seines Gründungsdirektors Hans Koch. Koch leitete das damals noch in Breslau ansässige Institut, als es 1938 unter anderem Karten erstellte, welche die Wehrmacht für ihren Einmarsch in die Tschechoslowakei nutzen konnte. Die deutsche Ostexpansion, die mit der Okkupation der "Sudetengebiete" begann, wurde auch in ihren nächsten Eskalationsstufen von Koch und seinem
Osteuropa-Institut unterstützt: Das Institut bereitete den Überfall auf Polen mit vor - etwa indem es Listen mit den Namen polnischer Politiker und Wissenschaftler erstellte, von denen zahlreiche nach dem deutschen Überfall Opfer von NS-Massenmorden wurden. In der BRD beteiligten sich Koch und das wiedergegründete Osteuropa-Institut am Aufbau der bundesdeutschen "Ostforschung" und berieten das Bundeskanzleramt…
mehr: http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/58719
MÜNCHEN/REGENSBURG (Eigener Bericht) - Die Okkupation der "Sudetengebiete" durch das Deutsche Reich, die sich in diesen Tagen zum 75. Mal jährt, ist von späteren Gründervätern der BRD-"Ostforschung" wissenschaftlich unterstützt worden. Dies belegen exemplarisch die Vorgeschichte des 1952 gegründeten Münchener Osteuropa-Instituts sowie die Biografie seines Gründungsdirektors Hans Koch. Koch leitete das damals noch in Breslau ansässige Institut, als es 1938 unter anderem Karten erstellte, welche die Wehrmacht für ihren Einmarsch in die Tschechoslowakei nutzen konnte. Die deutsche Ostexpansion, die mit der Okkupation der "Sudetengebiete" begann, wurde auch in ihren nächsten Eskalationsstufen von Koch und seinem
Osteuropa-Institut unterstützt: Das Institut bereitete den Überfall auf Polen mit vor - etwa indem es Listen mit den Namen polnischer Politiker und Wissenschaftler erstellte, von denen zahlreiche nach dem deutschen Überfall Opfer von NS-Massenmorden wurden. In der BRD beteiligten sich Koch und das wiedergegründete Osteuropa-Institut am Aufbau der bundesdeutschen "Ostforschung" und berieten das Bundeskanzleramt…
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Die neue Kriegsschulddebatte (II) (GFP Newsletter vom 17.02.2014)
BERLIN (Eigener Bericht) - Ultrarechte Kreise in Deutschland sehen in der Debatte um die Schuld am Kriegsbeginn 1914 neue Chancen, auch die deutsche Alleinschuld am Zweiten Weltkrieg in Frage zu stellen. Während der Historiker Christopher Clark "einer breiten Öffentlichkeit deutlich" mache, "dass der Erste Weltkrieg nicht von Deutschland allein verschuldet" worden sei, mache ein deutscher Historiker sich jetzt für "eine ähnliche Position bezüglich des Zweiten Weltkriegs" stark, heißt es in einer Wochenzeitung aus dem Milieu der "Vertriebenen"-Verbände. Der Historiker Stefan Scheil belege in seiner neuesten Publikation den "Expansionsdrang des jungen Staates Polen", der bei der Beurteilung des Kriegsbeginns 1939 in Rechnung zu stellen
sei. Rechtsaußen-Publikationen nutzen die Revisionsstimmung, die durch die Debatte um die Kriegsschuld 1914 ausgelöst worden ist, um das NS-Reich in weiteren Fragen von der Alleinschuld freizusprechen. So seien dem Einmarsch der Wehrmacht nach Österreich und in die Tschechoslowakei 1938 jeweils österreichische respektive tschechoslowakische "Provokationen" vorausgegangen, auf die Nazi-Deutschland lediglich reagiert habe, heißt es in der ultrarechten Wochenzeitung "Junge Freiheit". Vergangene Woche hat sich auch die Zeitschrift "Der Spiegel" für die Debatte um die deutsche Alleinschuld am Zweiten Weltkrieg geöffnet. Das Blatt porträtiert einen prominenten revisionistischen Historiker mit Sympathie und zitiert ihn mit der Behauptung, man müsse "den Anteil der Polen und der Engländer" am Kriegsbeginn 1939 "stärker gewichten"…
mehr: http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/58800
BERLIN (Eigener Bericht) - Ultrarechte Kreise in Deutschland sehen in der Debatte um die Schuld am Kriegsbeginn 1914 neue Chancen, auch die deutsche Alleinschuld am Zweiten Weltkrieg in Frage zu stellen. Während der Historiker Christopher Clark "einer breiten Öffentlichkeit deutlich" mache, "dass der Erste Weltkrieg nicht von Deutschland allein verschuldet" worden sei, mache ein deutscher Historiker sich jetzt für "eine ähnliche Position bezüglich des Zweiten Weltkriegs" stark, heißt es in einer Wochenzeitung aus dem Milieu der "Vertriebenen"-Verbände. Der Historiker Stefan Scheil belege in seiner neuesten Publikation den "Expansionsdrang des jungen Staates Polen", der bei der Beurteilung des Kriegsbeginns 1939 in Rechnung zu stellen
sei. Rechtsaußen-Publikationen nutzen die Revisionsstimmung, die durch die Debatte um die Kriegsschuld 1914 ausgelöst worden ist, um das NS-Reich in weiteren Fragen von der Alleinschuld freizusprechen. So seien dem Einmarsch der Wehrmacht nach Österreich und in die Tschechoslowakei 1938 jeweils österreichische respektive tschechoslowakische "Provokationen" vorausgegangen, auf die Nazi-Deutschland lediglich reagiert habe, heißt es in der ultrarechten Wochenzeitung "Junge Freiheit". Vergangene Woche hat sich auch die Zeitschrift "Der Spiegel" für die Debatte um die deutsche Alleinschuld am Zweiten Weltkrieg geöffnet. Das Blatt porträtiert einen prominenten revisionistischen Historiker mit Sympathie und zitiert ihn mit der Behauptung, man müsse "den Anteil der Polen und der Engländer" am Kriegsbeginn 1939 "stärker gewichten"…
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Das Land der Freiheit (Merkel trotz Geschichtsrevisionismus beim Bund der Vertriebenen) (GFP Newsletter vom 07.04.2014)
BERLIN (Eigener Bericht) - Der Bund der Vertriebenen (BdV) kündigt für diesen Mittwoch die Teilnahme der deutschen Kanzlerin an seinem Jahresempfang an. Die wiederholte Präsenz Angela Merkels auf seinen Veranstaltungen zeuge "von ihrer engen Verbundenheit mit den Vertriebenen", erklärt BdV-Präsidentin Erika Steinbach. Steinbach und ihre Organisation sind in den vergangenen Jahren immer wieder wegen geschichtsrevisionistischer Äußerungen kritisiert worden. Steinbach selbst hat etwa behauptet, die vom NS-Terror befreiten Länder Ost- und
Südosteuropas seien "über viele Jahre auch nach dem Krieg noch eine gigantische Sklavenhalter-Region" gewesen. Funktionären des BdV und einiger seiner Teilorganisationen wird vorgeworfen, die deutsche Alleinschuld am Zweiten Weltkrieg in Frage zu stellen. Ein namhafter Publizist hat letztes Jahr in einer Rede vor "Vertriebenen"-Funktionären erklärt, es sei "unanständig", dass "die Deutschen sich immer noch erpressen lassen mit dem Hinweis auf die unvergleichlichen Verbrechen Hitlers": Die Deutschen seien "in vieler Hinsicht das friedlichste Volk Europas" gewesen. Die "Vertriebenen"-Verbände, in denen derlei Äußerungen beklatscht werden, stützen deutsche Einflussbemühungen in Ost- und Südosteuropa. Sie werden deshalb von der Kanzlerin mit ihrer Anwesenheit beehrt…
mehr: http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/58840
Südosteuropas seien "über viele Jahre auch nach dem Krieg noch eine gigantische Sklavenhalter-Region" gewesen. Funktionären des BdV und einiger seiner Teilorganisationen wird vorgeworfen, die deutsche Alleinschuld am Zweiten Weltkrieg in Frage zu stellen. Ein namhafter Publizist hat letztes Jahr in einer Rede vor "Vertriebenen"-Funktionären erklärt, es sei "unanständig", dass "die Deutschen sich immer noch erpressen lassen mit dem Hinweis auf die unvergleichlichen Verbrechen Hitlers": Die Deutschen seien "in vieler Hinsicht das friedlichste Volk Europas" gewesen. Die "Vertriebenen"-Verbände, in denen derlei Äußerungen beklatscht werden, stützen deutsche Einflussbemühungen in Ost- und Südosteuropa. Sie werden deshalb von der Kanzlerin mit ihrer Anwesenheit beehrt…
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The Land of Freedom
2014/04/07
Suffering and Empathy
On Wednesday, the German Chancellor will attend the annual reception of the German League of Expellees (BdV) to be held in the Catholic Academy in Berlin. This was announced by BdV President, Erika Steinbach (CDU). Angela Merkel has repeatedly been a guest at the BdV's annual receptions. This is "a strong statement" on the part of the Chancellor, says Steinbach. "It testifies to her deep ties to the expellees and to this chapter of German history."[1] The historian, Guido Knopp, will be presented with the BdV's "Badge of Honor" in Merkel's presence. "Since the mid-1990s," the German ZDF TV channel's long-standing top-historian had reached an audience of millions, writes the BdV in its announcement of Knopp's planned award. In his documentaries, "the generation of experience broke its silence" and spoke no longer only about "what they had done" but also about "injustices and sorrow they had had to endure." His "film series on flight and expulsion" has allowed "more than six million viewers (...) to feel for the plight of the Expellees." "With his films" Knopp has awakened "more empathy than ever before for the fate of expellees."[2]
Claims and Lobby Activities
Merkel's participation at the BdV's annual reception can be explained by the high significance Berlin still attaches to the "Expellee" associations. The BdV, along with its individual component organizations, the "homeland associations," not only keeps alive the memory of the German past in numerous regions of East and Southeast Europe, it also regularly recalls to memory that the official German legal standpoint sees the Potsdam Agreements' ordered resettlement of Germans as "an injustice."[3] It assists in perpetuating the claims - sometimes disguised as cultural policy - raised against the regions of origin of the resettled Germans. Individual BdV activists or even component organizations and "homeland associations" have repeatedly participated in projects to enhance influence in East and Southeast Europe. (german-foreign-policy.com reported.[4]) The German Chancellor, therefore, returns the favor with her presence at BdV activities, which, in turn, enhances the prestige of these BdV activities.
"A gigantic region of slaveholders"
The milieu, repeatedly honored by Angela Merkel's presence, has the distinction of being increasingly open about its historical revisionism. This also applies to BdV President, Erika Steinbach, herself. A few years ago, Steinbach, who, Wednesday, will personally give the welcoming address for Chancellor Merkel, had accused the East and Southeast European countries invaded by Germany of having made slaves of ethnic Germans. Whereas in Nuremberg, the Western Allies sentenced industrialists, such as Alfried Krupp, for "employing foreign civilian forced laborers and war prisoners," they "explicitly agreed" to allow Stalin to "deport Germans into forced labor and inhumane exploitation." Steinbach concluded: "for many years, even after the war, Central, Eastern and Southeastern Europe had still been a gigantic region of slaveholders."[5] Two years later, Steinbach caused another scandal with a statement about the developments leading to World War II, which has been criticized for relativizing German responsibility for the war. The BdV president had explained that she could "regrettably not change the fact that Poland had mobilized its troops already in March 1939."[6] This statement arose from an internal debate within the BdV organization over the issue of Poland allegedly sharing responsibility for starting the Second World War.
"England Set Up the World War"
The "East Prussia Homeland Association" is an outstanding example. In 2003, its journal, the "Preussische Allgemeine Zeitung" praised the recently published book by Maj. General Ret. Gerd Schultze-Rhonhof, who affirmed that alongside Germany, Poland, France and Great Britain were also responsible for starting World War II. His paper, which also contains allegations such as, "shortly after the German invasion of the rest of Czechoslovakia, England began to set up the next world war,"[7] had been praised by the neo-Nazi NPD party as a "fundamental work." According to the "Preussische Allgemeine Zeitung" this book could "also be recommended to the next generation and their teachers." A year later, the journal launched an 18 part series of articles, where Schultze-Rhonhof described his view of developments leading to the Second World War. At the end of 2012, the "East Prussia Homeland Association" bestowed its "Culture Award for Scholarship" to this denier of German responsibility. In his laudation, former spokesperson and one of the "Homeland Association's" leading strategists, Wilhelm von Gottberg, predicted, "there will come a day - whenever that may be - when Germany will no longer be an outcast in the international community." (german-foreign-policy.com reported.[8])
"Impoverished and shrunken"
The publicist Arnulf Baring had reset the limits of the framework determining what may be said in the BdV's highly official events. Last year, Baring was a guest at the BdV's main "Homeland Day" commemoration in Berlin and several associated activities in late August and early September. At the event in Berlin, he gave a diagnosis of the German society as having a collective "psychological (...) impairment," residing in a lack of perception of a grievous loss inflicted upon the "German soul," through the relinquishment of former eastern regions of the German empire, which is still not understood as an "impoverishment" and a "process of shrinkage." This must change. Baring expressed optimism that this change could be made and predicted that in the future, among other things, it can be expected that the first stanza "Germany, Germany above everything" will again be sung.[9]
"Got into a Mess and Blackmailed"
A recording of Baring's full-length "Homeland Day" talk in another commemorative event held a bit later, can be found on the internet. He had been the guest of the CDU parliamentary group and BdV functionaries in North Rhine-Westphalia. Baring had declared that throughout German history, there were "only three catastrophes": "the demise of the House of Hohenstaufen," the 30-Year War, and "the third catastrophe, perhaps even the greatest, was Hitler." "Had Hitler stopped after France had been defeated," then "the Germans" maybe "would not have had to have the feeling of injustice." However it is well known that Hitler had "not been disposed to such calculated partial measures." Still, the Germans should not "permanently be ashamed because of the man who really put us into a mess." It is absolutely "indecent" that "the Germans should let themselves be permanently blackmailed with allusion to Hitler's incomparable crimes" - especially "when some of the countries pouncing on us, do not have a record that is much better."[10]
"The most Peace-Loving People in Europe"
Baring did not forget to explicitly explain to the representatives of the CDU and the BdV -at whose annual reception Chancellor Merkel will participate, Wednesday - that "if you compare us with other European peoples, we would come out looking much better." Germany, "for centuries, had been the land of freedom," where "the idea of freedom had been much more vivid" than in France or Great Britain. "We could readily admit that we are not only the greatest, but in many aspects also the most important European people," Baring added. Already in the past, the Germans were "not only the most important" but "in many respects, also the most peaceful people in Europe."[11]
=== 2 ===
Paneuropäische Netze
20.01.2014
Das kleine Doktorat
Zum wiederholten Male haben in der vergangenen Woche Ungereimtheiten um den akademischen Titel eines einflussreichen deutschen Politikers eine Affäre ausgelöst. Gegenstand ist diesmal der Doktorgrad, den der CSU-Bundestagsabgeordnete (seit 2002), ehemalige Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium (2009 bis 2013) und derzeitige CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer bis zum vergangenen Freitag führte. Das "kleine Doktorat", das Scheuer an der Prager Karls-Universität im Jahr 2004 erwarb, wird prinzipiell nur in den Bundesländern Berlin und Bayern als Berechtigung zum Führen des Doktortitels anerkannt. Zudem sind gegen Scheuer Plagiatsvorwürfe erhoben worden. Schließlich konnte der Politiker sämtliche notwendigen Schritte vom Verfassen seiner wissenschaftlichen Arbeit bis hin zu den Prüfungen in deutscher Sprache absolvieren; das ist laut Berichten in Prag sonst unüblich.[1] Trotz aller Ungereimtheiten sind bislang die langjährigen engen Beziehungen, die Scheuers Doktoratsvater Rudolf Kučera nach Deutschland und insbesondere zu einflussreichen CSU-Politikern unterhält, kaum beachtet worden. Ihre Bedeutung reicht weit über die aktuelle Affäre hinaus.
Böhmen und Mähren
Scheuers Doktorats-Vater Rudolf Kučera hatte in den 1980er Jahren in Prag eine Sektion der internationalen "Paneuropa-Union" gegründet. Die Paneuropa-Union, damals noch vom letzten Kronprinzen des österreichisch-ungarischen Kaiserreichs, Otto Habsburg, geführt, setzt sich für ein katholisch-konservativ geprägtes, nach Ethno-Kriterien ("Volksgruppen") strukturiertes vereinigtes Europa ein. Ihr galt die Tschechoslowakei als künstlicher "Vielvölkerstaat", weshalb sich ihre dortigen Sektionen als "Paneuropa-Union Tschechien" und "Paneuropa-Union Slowakei" bildeten - die tschechische Sektion in Erinnerung an das Habsburgerreich als "Paneuropa-Union Böhmen und Mähren". So nennt sie sich unter Kučeras Führung bis heute.[2]
Untergrund-Paneuropäer
Kučeras Paneuropa-Union Böhmen und Mähren profitierte in den 1980er Jahren davon, dass sie von der deutschen Paneuropa-Sektion um den - auf CSU-Ticket gewählten - Europaabgeordneten Otto Habsburg systematisch unterstützt wurde. Dies geschah illegal. So berichtet der heutige CSU-Europaabgeordnete Bernd Posselt, er habe seit Anfang der 1980er als Paneuropa-"Beauftragter für Mittel- und Osteuropa" die damals nicht zugelassenen dortigen Sektionen "koordiniert".[3] Paneuropa-Aktivisten hätten Bücher und nützliche Apparate, die der tschechoslowakische Untergrund benötigte, beispielsweise Druckmaschinen, nach Prag geschmuggelt. Daran seien nicht nur Exil-Tschechoslowaken, sondern häufig auch Sudetendeutsche beteiligt gewesen. Entsprechend entwickelten sich bereits damals Beziehungen zwischen der Paneuropa-Union Böhmen und Mähren und den Sudetendeutschen, von denen Letztere in hohem Maße profitierten. Schon im April 1989 berichtete eine interne Publikation der Paneuropa-Union: "Die tschechischen Untergrund-Paneuropäer bekennen sich zum Selbstbestimmungsrecht der Völker, verurteilen den 'überspannten Nationalismus' der Ersten Tschechoslowakei nach 1919 sowie vor allem die Vertreibung der Sudetendeutschen nach 1945".
Stark pro-sudetendeutsch
Aus dem von der Paneuropa-Union unterstützten tschechoslowakischen Untergrund ist ein kleines, aber durchaus stabiles pro-sudetendeutsches Milieu in der heutigen Tschechischen Republik hervorgegangen. So spielte schon beim ersten offiziellen Kongress der Paneuropa-Union Böhmen und Mähren Anfang 1990 in Prag die "sudetendeutsche Frage" eine wichtige Rolle. "Am Rande des Kongresses" seien "gemeinsame Initiativen zur Erhaltung deutscher Kulturdenkmäler in Nordböhmen" vereinbart worden, hieß es bei der Paneuropa-Union; in den folgenden Jahren sollten "sudetendeutsche und tschechische Jugendliche Sommer für Sommer gemeinsam zerstörte Kirchen und Friedhöfe wiederherstellen". Ein internes Mitteilungsblatt der Paneuropa-Union berichtete im Herbst 1991 vom Jahreskongress der Paneuropa-Union Böhmen und Mähren, es sei "einstimmig eine stark pro-sudetendeutsche Resolution verabschiedet" worden. All dies geschah unter Kučeras Führung.
Offene Fragen
Kučera, der immer wieder öffentlich gegen die Beneš-Gesetze Position bezogen hat - einmal auch im deutschen Rechtsaußen-Blatt "Junge Freiheit" [4] -, unterstützt die "Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen" des deutschen Bundes der Vertriebenen (BdV). Seit 1990 ist er immer wieder auch bei der Sudetendeutschen Landsmannschaft aufgetreten, in der heute der CSU-Europaabgeordnete Bernd Posselt, Präsident der Paneuropa-Union Deutschland seit 1998, eine führende Rolle spielt.[5] Am 29. Mai 1993 etwa stellte Kučera sich für eine Podiumsdiskussion beim "Sudetendeutschen Tag" zur Verfügung; es standen "Volksgruppenrechte" als "Baustein für Europa" zur Debatte. Ebenfalls auf dem Podium saß Hartmut Koschyk (CSU), ein damaliges Vorstandsmitglied der Paneuropa-Union Deutschland. Koschyk, der 1987 bis 1991 als BdV-Generalsekretär fungiert hatte, urteilte in jener Zeit, die Paneuropa-Führungsgestalt Otto Habsburg habe "bei unseren östlichen Nachbarstaaten das Bewußtsein geweckt ..., daß es noch zu lösende offene Fragen gegenüber den Deutschen gibt".[6] Diese Äußerung bezog sich nicht nur auf die pro-sudetendeutschen Positionen der Paneuropa-Union Böhmen und Mähren, sondern auch auf die Wirkung von Habsburgs Auftritten und organisatorischen Anstrengungen, die er seit Ende der 1980er Jahre etwa bei den deutschsprachigen Minderheiten Ungarns und Polens unternommen hatte. Dazu passt, dass bis heute keine Paneuropa-Union Polen, stattdessen aber eine Paneuropa-Union Silesia ("Schlesien") existiert. Sie wird von einem Aktivisten des "Deutschen Freundschaftskreises" in Racibórz ("Ratibor") geleitet.
Die Reichsidee
Als gedanklichen Bezugspunkt und als Rahmen zur Ordnung der territorialen Elemente Europas - von "Böhmen und Mähren" bis "Schlesien" - nennen Vertreter der "Paneuropa"-Führungsebene immer wieder die verblichenen supranationalen Reiche des Kontinents. Otto Habsburg erklärte Ende der 1970er Jahre etwa, die "derzeitige europäische Integrationspolitik" sei "die Fortsetzung der großen Linien und Grundsätze des Reiches", die den Zusammenbruch von "1806 überlebten, weil sie dauernde Gültigkeit haben".[7] Bald darauf begann er mit der Ausdehnung der Paneuropa-Union nach Ost- und Südosteuropa und nahm, vermittelt über Posselt, unter anderem Kontakt zu Rudolf Kučera auf, dem späteren Doktorats-Vater des heutigen CSU-Generalsekretärs. Erst letzte Woche hat sein Sohn Karl, heute offizielles Oberhaupt des Hauses Habsburg und Präsident der Paneuropa-Union Österreich, Ottos Auffassung bekräftigt. Die EU sei "die Fortsetzung der alten Idee von einem supranationalen Reich mit anderen Mitteln", erklärte er in einem Interview, das als Teil einer Kooperation führender Zeitungen aus den sechs größten europäischen Staaten entstand.[8] "Das ist es, was Otto von Habsburg in Europa sah und was er wollte", erklärt Karl Habsburg: "Die Umstände" hätten sich zwar verändert, die supranationale "Idee" des Reichs jedoch sei gleich geblieben.