(italiano-deutsch)

NATO-Krebs in Jugoslawien

1. »Niemand kümmert sich darum«
2. AMBIENTE: SERBIA, PANCEVO MAGLIA NERA EUROPEA

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http://www.jungewelt.de/2005/05-30/019.php

Junge Welt - Berlin - 30.05.2005

Interview: Gerd Schumann

»Niemand kümmert sich darum«

Sechs Jahre, nachdem die NATO Jugoslawien mit DU-Munition beschoß,
wächst die Krebssterberate. Ein Gespräch mit Siegwart-Horst Günther

* Professor. Dr. Siegwart-Horst Günther erforscht seit Jahren die
medizinischen Folgen des Einsatzes von Munition, die abgereichertes
Uran (Depleted Uranium – DU) enthält


F: Belgrad wurde während des NATO-Angriffskrieges 1999 mit DU-
Munition beschossen. Welche damals betroffenen Objekte haben Sie
besucht?

Die zerstörten Gebäude des Generalstabs, des Innenministeriums, des
Polizeipräsidiums sowie die chinesische Botschaft. Die jeweiligen
Areale sind zwar abgesperrt, doch liegen sie direkt an
Hauptverkehrsstraßen. Das heißt, sie werden tagtäglich von Tausenden
und Abertausenden Menschen passiert. Diese gehen vorbei, obwohl
Wissenschaftler vor Ort davon ausgehen, daß gegen die Objekte
Uranmunition eingesetzt wurde. Möglicherweise atmen die Menschen
also atomar verseuchte Staubpartikel ein, doch niemand kümmert sich
darum. Es könnte sein, daß aus Furcht vor der Schockwirkung, die die
Bestätigung einer Kontaminierung in der Bevölkerung auslösen würde,
nichts unternommen wird.

F: Welche Erkenntnisse bezüglich der von Ihnen besuchten Gebäude
liegen über den Einsatz von Uranmunition vor?

Die NATO selbst hat zugegeben, etwa zehn Tonnen von dieser Munition
während des Angriffs auf Jugoslawien verschossen zu haben.
Jugoslawische Experten gehen von einer mindestens doppelt so großen
Menge aus. Wir haben zum Beispiel das ehemalige Militärlager, eine
LKW-Reparatureinrichtung, bei der Ortschaft Sremznica 20 Kilometer
südlich der Hauptstadt besucht und dort Messungen vorgenommen. Die
Hintergrundstrahlung dort ist zum Teil fast doppelt so hoch wie die
höchste Hintergrundstrahlung in der BRD – und das sechs Jahre nach
dem Krieg und obwohl es dort häufig regnet.

F: Gibt es Hinweise zu den Auswirkungen der Verseuchungen auf den
Gesundheitszustand der Bevölkerung und der damals eingesetzten
Soldaten?

Ich lernte vor Ort in Sremznica den ehemaligen Major Mitar Visnic
kennen. Er leidet an typischen Anzeichen von radioaktiver
Kontamination, wie Immunschwäche mit allen seinen Folgen. Zudem
trafen wir Dr. Kovacevic vom Klinischen Zentrum Serbien, Institut
für Arbeitsmedizin und Strahlenschutz. Dieser berichtete von
gründlichen Forschungen über die Auswirkungen insbesondere durch das
in Atommunition verwendete Uran 238 in den vergangenen fünf Jahren.
In diesem Zeitraum stiegen die bösartigen Krebserkrankungen
drastisch. In der jährlichen Statistik der serbischen Regierung über
die Sterblichkeitsraten, Stand 2003, machten diese 34 Prozent aus.
Mit einem weiteren enormen Anstieg wird gerechnet. Zudem berichteten
Fachärzte von einer beängstigend wachsenden Zahl an Mißbildungen bei
Kindern.

F: Was müßte Ihrer Meinung nach nunmehr bezüglich der verseuchten
Areale unternommen werden?

Die kontaminierten Gebäudeüberreste müßten unverzüglich abgetragen
und entsorgt werden. Dabei handelt es sich um eine gefährliche und
heikle Aufgabe. Es müßte sehr sorgfältig vorgegangen werden – und
zwar von Spezialisten mit speziellen Gerätschaften.

F: Könnte der betroffene Staat Serbien-Montenegro diese Aufgabe
bewältigen?

Ohne internationale Unterstützung ist die Lösung dieses Problems
nicht denkbar.

F: Müßten nicht nach dem Verursacherprinzip die NATO-Angreifer die
von ihnen angerichteten Schäden beseitigen?

Eigentlich wäre es tatsächlich Aufgabe der NATO. Doch die weigert
sich bis heute, auch nur einen Teil der Schadensbewältigung zu
übernehmen.

F: Sie waren gemeinsam mit dem Dokumentarfilmer Frieder Wagner in
Belgrad. Wird es einen Film über den Einsatz von DU-Munition in
Jugoslawien und den Irak geben?

Herr Wagner realisiert ein 90-Minuten-Kinofilmprojekt zu dieser
Thematik. Er hat ja schon durch seinen Film »Der Arzt und die
verstrahlten Kinder von Basra«, den er zusammen mit Valenthin Thurn
drehte und der 2004 auch im deutschen Fernsehen gezeigt wurde,
international für einiges Aufsehen gesorgt. Ich bin sicher, die
Diskussion darüber wird mit diesem neuen Projekt weiter verstärkt
und vertieft werden.

© junge welt

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AMBIENTE: SERBIA, PANCEVO MAGLIA NERA EUROPEA

(ANSA) - BELGRADO, 9 MAG - Saranno necessari almeno 500 milioni di
euro per bonificare l'area di Pancevo, il centro industriale a
ridosso di Belgrado che dopo i bombardamenti della Nato della
primavera 1999 si e' conquistato il poco invidiabile primato di
citta' piu' inquinata d'Europa. Lo indicano i primi risultati di un
programma di monitoraggio e riqualificazione organizzato dal
ministero dell'ambiente italiano, presentati oggi nella sede
dell'ambasciata d'Italia dal direttore generale del dicastero
Corrado Climi, dal ministro serbo per l'ambiente Aleksandar Popovic,
dal sindaco di Pancevo Srdjan Mikovic e dall'ambasciatore italiano
Antonio Zanardi Landi. 'Pancevo action program' - questo il nome
dell'iniziativa, che l'Italia finanzia con circa 5 milioni di euro -
si prefigge di precisare entro i prossimi due anni non solo i
settori di intervento, ma anche i singoli progetti - al momento ve
ne sono 27 allo studio - e le modalita' con cui potranno essere
finanziati, utilizzando sia risorse internazionali, che statali, che
private. Un piano integrato che dovra' proporre per Pancevo, polo
essenziale per l'economia serba, un modello di sviluppo sostenibile
in linea con le convenzioni e i protocolli internazionali, incluso
il protocollo di Kyoto, e che potra' essere esportato anche in altre
zone della Serbia. Nella fase uno del progetto, un team di esperti
italiani - ora affiancati anche da colleghi serbi - ha individuato
gli interventi prioritari in settori quali la qualita' dell'aria e
dell'acqua, la gestione dei rifuti e delle scorie, la bonifica del
suolo e delle falde acquifere, il monitoraggio e la formazione
professionale, nonche' il miglioramento dell'efficienza energetica.
Pancevo ospita un complesso di industrie ad alto rischio di
inquinamento, quali fabbriche di prodotti chimici e raffinerie, che
nel corso degli anni hanno contaminato il suolo e le falde
acquifere. Ma la vera e propria catastrofe ambientale e' venuta con
i raid della Nato, che per giorni hanno ininterrottamente colpito la
zona industriale. ''Subito dopo i bombardamenti - ha sottolineato il
sindaco Mikovic - la quantita' di sostanze tossiche nell'amosfera
superava di 10.000 volte i piu' elastici fra i limiti fissati dalle
convenzioni internazionali. E oggi non va molto meglio''. A rischio
non sono solo i 7.000 addetti delle fabbriche o i 130.000 abitanti
della citta', ma anche zone della vicina Belgrado, che dista solo 10
chilometri. Statistiche ufficiali sull'incidenza delle malattie
legate all'inquinamento non esistono, ma gli ospedali della zona e
della capitale denunciano un drammatico aumento di casi di tumori
alle vie respiratorie - un particolare tipo di cancro al polmone e'
stato ribattezzato 'Pancevo' dai medici dell'istituto oncologico di
Belgrado - e di malattie dell'apparato respiratorio. (ANSA). OT
09/05/2005 21:50