Details zum "Skorpion" Video

[Ancora in merito al video presentato come "prova inconfutabile del
massacro di 8000 innocenti a Srebrenica": alcune dettagliate analisi
dall'ottimo quotidiano tedesco Junge Welt e da altri siti di
controinformazione...]

Medien und Krieg - Das 'Massaker von Srebrenica'
Details zum "Skorpion" Video unter:

http://www.arbeiterfotografie.com/galerie/kein-krieg/hintergrund/index-srebrenica-0005.html

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Junge Welt, 08.06.2005

Jürgen Elsässer

Das Video der »Skorpione«

Ein Filmdokument über ein Massaker an wehrlosen Gefangenen erschüttert
Serbien.
Die Behauptung, die Einheit habe der Regierung in Belgrad
unterstanden, ist unbewiesen

Am Mittwoch letzter Woche zeigte der Anklagevertreter den
Filmausschnitt im Haager Prozeß gegen den früheren jugoslawischen
Präsidenten Slobodan Milosevic, noch am gleichen Tag strahlten ihn
serbische Fernsehstationen aus - und in der Zwischenzeit ist er zum
Topthema der Westmedien avanciert. Zu sehen ist ein grausames
Massaker, im Sommer 1995 von Angehörigen einer serbischen
Sondereinheit mit dem Namen »Skorpione« begangen. Sechs
bosnisch-muslimische Soldaten - vermutlich bei der Einnahme von
Srebrenica am 11. Juli 1995 in Gefangenschaft geraten - liegen
gefesselt und mit dem Gesicht nach unten auf einem Lastwagen. Eine
Wache kickt einem gegen den Kopf. Später werden die armen Teufel von
der Pritsche geholt und, einer nach dem anderen, von hinten in den
Kopf geschossen. Nachdem die ersten vier tot sind, nimmt man den
letzten beiden die Fesseln ab und befiehlt ihnen, die Leichen
fortzuschleppen. Schließlich werden auch sie exekutiert. Serbiens
Premier Vojislav Kostunica sprach von einem »brutalen, gnadenlosen und
beschämenden Verbrechen«, und die Tageszeitung Politika kommentierte:
»Kein Produkt aus Hollywood, sondern leider der nackte, brutale und
bestialische Mord, den einige Serben an Leuten aus Srebrenica begangen
haben, weil sie keine Serben waren.« Umgehend wurden vier Angehörige
der mittlerweile aufgelösten Eliteeinheit verhaftet, darunter ihr
Kommandeur Slobodan Medic.

Smoking guns

So verabscheuungswürdig diese Taten und diese Täter sind, so wenig
sollten sie für politische Propaganda benutzt werden. Ausdruck dieser
Propaganda ist etwa der Kommentar des Londoner Observer vom Sonntag:
»Das Band ist das rauchende Gewehr (the smoking gun), denn es ist der
letzte unbestreitbare Beweis für die Verwicklung Serbiens in die
Srebrenica-Massaker, bei denen mehr als 7 500 bosnische Männer und
Jungen ermordet wurden.«

Der Film beweist den scheußlichen Mord an sechs Menschen - nicht an
über 7 500. Würden die westlichen Angaben stimmen, müßte es eigentlich
auch darüber Bilddokumente geben, denn das fragliche Gebiet rund um
Srebrenica wurde damals rund um die Uhr von US-Satelliten überwacht.
Tatsächlich zeigte die damalige US-Botschafterin bei den Vereinten
Nationen, Madeleine Albright, kurz nach der Einnahme der UN-Schutzzone
Aufnahmen, auf denen zusammengetriebene Gefangene und später
planiertes Erdreich zu sehen waren. Seltsamerweise gibt es aber keine
Satellitenaufnahmen von den Massenerschießungen, obwohl diese, sofern
sie stattgefunden haben, stundenlang gedauert haben müssen.

Milosevic und die Skorpione

Für Milosevic ist entscheidend, ob er die These entkräften kann, die
»Skorpione« seien Teil der serbischen Sonderpolizei (MUP) gewesen oder
hätten immerhin Befehle aus Belgrad bekommen. Die Uniformen auf dem
Video sprechen nicht unbedingt dafür, sie sind bunt zusammengewürfelt,
manche haben serbische Hoheitszeichen, andere nicht. Andererseits
waren einige der Killer auf dem Video auch im Kosovo 1999 wieder aktiv
- als Präsident führte Milosevic damals das Kommando. Nun verweist
seine Verteidigung darauf, daß die »Skorpione« 1999 nicht als
geschlossene Einheit zum Einsatz kamen, sondern sich lediglich
einzelne ihrer Veteranen bei Kriegsbeginn wieder hatten aktivieren
lassen. Von ihren Verbrechen in Bosnien habe man nichts gewußt.

Die stärkste Unterstützung für Milosevic findet sich in der Aussage
von Milan Milanovic. Der war Vizeverteidigungsminister der
Krajina-Republik gewesen, die die serbische Minderheit in Kroatien
zwischen 1991 und 1995 gebildet hatte. In dieser Funktion habe er
selbst die Sondereinheit der »Skorpione« im Mai 1992 aufgestellt, und
diese hätten später auch in Bosnien dem Krajina-Kommando unterstanden.
Erst 1994 seien sie schließlich der MUP-Polizei eingegliedert worden,
aber nicht der jugoslawisch-serbischen mit Hauptquartier in Belgrad,
sondern der bosnisch-serbischen mit Hauptquartier in Pale. Stimmt die
Aussage, gibt es keine Verbindung zwischen Milosevic und den
»Skorpionen«. Und warum sollte sie nicht stimmen: Milanovic machte die
Angaben am 14. Oktober 2003 vor dem Haager Gericht - und zwar als
Zeuge der Anklage. Hätte es mehr Belastendes gegeben, hätte er es wohl
gesagt.

In der kommenden Woche schließlich wird der Chef der niederländischen
UN-Truppen, General Thom Karremans, in Den Haag aussagen. Dessen
Report über antiserbische Übergriffe rund um Srebrenica dürfte nicht
das mediale Interesse finden wie der jetzt präsentierte Horrorfilm.

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http://www.jungewelt.de/2005/06-16/007.php

16.06.2005

Ausland
Anneliese Fikentscher / Andreas Neumann

»Bilder lügen nicht«, sagt man

Über einige Widersprüchlichkeiten im Video, das die Exekution von
sechs Moslems durch die serbische Sondereinheit »Skorpione« zeigt

Am Mittwoch, dem 1. Juni 2005, wurde im Rahmen des Prozesses gegen den
ehemaligen Präsidenten der Bundesrepublik Jugoslawien, Slobodan
Milosevic, am UN-Tribunal in Den Haag ein Video vorgeführt, das einen
Zusammenhang zwischen dem Angeklagten und dem sogenannten
Srebrenica-Massaker beweisen soll. »Mordbefehl aus Belgrad«, ist der
diesbezügliche Artikel im aktuellen Spiegel bezeichnenderweise
überschrieben.

Gehen wir der Frage nach, wo sich die im Film gezeigten Ereignisse
zugetragen haben sollen. Im Standard vom 4. Juni lesen wir: in
Srebrenica. So verbreitet es auch das Schweizer Fernsehen am 3. Juni
in der Sendung »10 vor 10«. Bei DPA erfahren wir am 3. Juni: nahe
Trnovo. Das schreibt am 4. Juni auch die taz. Im St. Galler Tagblatt
vom 4. Juni erfahren wir, wo Trnovo liegt, nämlich nahe des
ostbosnischen Städtchens Srebrenica. Das hätten wir auch angenommen.
Denn die dargestellten Szenen sollen ja etwas mit Srebrenica zu tun
haben. Bei tagesschau.de lesen wir am 7. Juni, daß Trnovo östlich von
Sarajevo liegt. Auch diese Angabe kommt uns plausibel vor. Denn
schließlich liegt auch Srebrenica östlich von Sarajevo. Und wir können
wiederum annehmen, daß Trnovo in der Nähe von Srebrenica gelegen ist.

Aber dann lesen wir: »Laut [Serbiens Innenminister Dragan] Jocic trug
sich die aufgezeichnete Erschießung der sechs Einwohner der
ostbosnischen Moslem-Enklave Srebrenica am 16. oder 17. Juli 1995
unweit des Dorfes Trnovo am Berg Jahorina zu.« Mit dieser Angabe
können wir den Ort Trnovo endlich lokalisieren. Das Bergmassiv
Jahorina liegt 20 bis 30 Kilometer südlich von Sarajevo. Hier haben im
Februar 1984 die olympischen Winterspiele stattgefunden. Und dort
finden wir tatsächlich Trnovo. Der Ort ist nach Angabe serbischer
Zeitungen etwa 160 Kilometer von Srebrenica entfernt. Wenn das Video
ein Beweis für das sogenannte Massaker von Srebrenica ist – fand dann
dieses Massaker gar nicht in Srebrenica statt?


Juni, Juli oder November

Kommen wir nun zur Frage, wann sich die dargestellten Ereignisse
zugetragen haben sollen. In der Sendung »10 vor 10« des Schweizer
Fernsehens SF1 haben wir am 3. Juni erfahren: am 11. Juli 1995, also
am Tag, an dem die bosnisch-serbischen Truppen in das Gebiet von
Srebrenica einmarschiert sind. »Laut [Serbiens Innenminister Dragan]
Jocic trug sich die aufgezeichnete Erschießung der sechs Einwohner der
ostbosnischen Moslem-Enklave Srebrenica am 16. oder 17. Juli 1995 ...
zu.« Das schreibt Der Standard am 4. Juni. Und dem schließt sich am 6.
Juni in etwa auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung an.

Der Stern dagegen kommt zu einem ganz anderen Ergebnis: »Die Opfer
wurden in der Stadt [Srebrenica] und in den umliegenden Dörfern
zusammengetrieben und anschließend erschossen... Azmir, Zivilist und
unbewaffnet, soll, so hat seine Mutter erfahren, noch vier Monate in
einem serbischen Lager verbracht haben, ehe er vor der laufenden
Kamera der Henker nahe Trnovo erschossen wurde.« Das ›Massaker von
Srebrenica‹ hat gar nicht – so müssen wir daraus schließen – wie
behauptet im Juli 1995, sondern erst im November 1995 stattgefunden.
Die Gedenkfeiern zum zehnten Jahrestag müssen also nicht nur in die
Gegend von Sarajevo verlagert, sondern auch um einige Monate
verschoben werden – folgern wir.

Die willkürlichen Zeitangaben erfolgen vor dem Hintergrund, daß das
Video selbst ausgerechnet bei den Massakerszenen keine Datumszeile
hat. In allen vorhergehenden Sequenzen sind die Stationen der
Sondereinheit »Skorpione« penibel mit einem mitlaufenden Datum
versehen worden – die letzte so ausgewiesene Sequenz wurde demnach am
25. Juni 1995 gedreht. Doch die Einnahme von Srebrenica durch
serbische Truppen fand erst am 10. Juli 1995 statt. Das Video beweist
nicht, ob die Erschießungen in den 15 Tagen zuvor oder später stattfanden.

* Mehr zum Thema unter: www.arbeiterfotografie.com

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http://www.jungewelt.de/2005/06-16/005.php

16.06.2005

Ausland
Anna Gutenberg / Jürgen Elsässer

Milosevic muß schweigen

»Spinne« und »Skorpione« – westliche Geheimdienste und Srebrenica.
Haager Richter verhindern Aufdeckung unliebsamer Fakten

Eklat in Den Haag: Am gestrigen Mittwoch wollte der ehemalige
jugoslawische Staatschef Slobodan Milosevic die Schlußbefragung seines
Zeugen Obrad Stevanovic nutzen, um unterdrückte Fakten über das
sogenannte Massaker von Srebrenica zu präsentieren. Doch der leitende
Richter Patrick Robinson unterbrach den Angeklagten mehrfach, beendete
das Kreuzverhör vorzeitig und verlor sogar die sprichwörtliche
angelsächsische Coolness. »Sie mißbrauchen das Gericht! Sie beleidigen
uns!«, schrie Robinson Milosevic an. Noch nie zuvor seit Prozeßbeginn
im Frühjahr 2002 hat ein Richter seine Voreingenommenheit so
offensichtlich zum Ausdruck gebracht.


Der Serbe wird frech

Was war geschehen? Milosevic wird wegen der Ereignisse nach der
Einnahme von Srebrenica im Juli 1995 des Völkermordes beschuldigt. In
dem ostbosnischen Städtchen seien über 7 000 wehrlose Muslime von
serbischen Einheiten massakriert worden, behauptet die Anklageschrift.
Schon die Ankündigung Milosevics, dieses Dogma vom Völkermord in
Srebrenica beweiskräftig in Frage stellen zu wollen, brachte den
beisitzenden Richter Ian Bonomy gestern in Harnisch. Ob der Serbe
»denn bestreiten wolle, daß es in Srebrenica ein Massaker gegeben«,
brauste er auf. »Keineswegs«, erwiderte Milosevic. Es gehe jedoch
darum, endlich der Wahrheit über die Abläufe näher zu kommen. Zum
einen glaube er nicht, daß die offizielle Todeszahl haltbar sei, zum
anderen gebe es ernsthafte Gründe anzunehmen, daß ausländische
Geheimdienste mitgemischt hatten, so Milosevic. Dazu wollte der
Angeklagte eine Aussage des französischen Blauhelm-Generals Philippe
Morillon zitieren. Doch dazu kam es nicht.

Mit allen Mitteln soll offenbar erreicht werden, daß zum zehnten
Jahrestag der Ereignisse in Srebrenica – am 10. Juli ist der Jahrestag
des Falls der Stadt – ausschließlich über die serbische Schuld
diskutiert wird. Dazu war ein Videofilm recht nützlich, der im Gericht
zu Monatsanfang ausgestrahlt und danach in den internationalen Medien
breit diskutiert wurde. Er zeigt eine serbische Polizeisondereinheit,
die »Skorpione«, bei der kaltblütigen Exekution von sechs wehrlosen
muslimischen Gefangenen. Obwohl die Authentizität des Streifens auch
von Milosevic nicht bestritten wird, ist der vielbehauptete
Zusammenhang der Bluttat mit der Eroberung von Srebrenica alles andere
als bewiesen. Vor allem aber ist strittig, ob diese Einheit ihre
Befehle aus Belgrad bekam. Nach Aussage des Gründers der Einheit,
eines gewissen Milan Milanovic, unterstanden die Skorpione nicht den
jugoslawischen Behörden, sondern jenen der abtrünnigen
Serbenrepubliken in der Krajina und in Bosnien. Dies sagte Milanovic
vor dem Haager Gericht am 14. Oktober 2003 aus – und zwar als Zeuge
der Anklage. Nachdenklich macht auch, was ein weiterer Gewährsmann der
Anklage am 2. April 2003 aussagte, der geschützte (anonyme) Zeuge
B-071: Er sah die »Skorpione« während des bosnischen Bürgerkrieges in
NATO-Tarnuniformen.


Die »Spinne« sticht

Während in diesem Fall noch reichlich unklar ist, wer die giftigen
Insekten zum Töten schickte, verdichten sich in einem anderen die
Indizien – und genau deswegen mußte Milosevic gestern am Sprechen
gehindert werden. »Die Spinne« ist der Name einer zweiten serbischen
Sondereinheit, die im Sommer 1995 grausige Massaker an mehreren
hundert moslemischen Zivilisten verübte – im Unterschied zu den
»Skorpionen« sogar in unmittelbarer Nähe von Srebrenica, nämlich auf
einer Farm im Dörfchen Pilica. Einer der deswegen in Den Haag
Verurteilten, Drazen Erdemovic, gab bei seiner Vernehmung an, daß ihm
und den anderen Soldaten ein Befehl der obersten Armeeführung bekannt
gemacht worden sei, wonach »unter keinen Umständen« Zivilisten
angegriffen werden dürften. Doch von ihren unmittelbaren Vorgesetzten
hätten sie andere Order bekommen. Zu diesen Vorgesetzten gehörten
unter anderem die »Spinne«-Mitglieder Jugoslav Petrusic und Milorad
Pelemis. Petrusic hat neben der jugoslawischen auch die französische
Staatsbürgerschaft und ist wohl ein Mann des französischen
Geheimdienstes. Fakt ist jedenfalls, daß er 1997 einen Trupp von 180
serbischen Söldnern nach Zaire führte, wo sie sich auf der Seite des
von Frankreich gestützten Diktators Mobutu schlugen. Aufhorchen läßt
auch, daß die FAZ am 7. Dezember 1999 schrieb, daß Angehörige der
Spinne »mit der Sonderpolizei des montenegrinischen
Republikspräsidenten Djukanovic zusammenarbeiteten«. Der war zu dem
Zeitpunkt vom Westen schon zum Gegenspieler Milosevics aufgebaut
worden. Ende November 1999 wurden »Dominik Yugo« – so der Spitzname
von Petrusic – und vier weitere »Spinne«-Kombattanten von den
jugoslawischen Behörden unter dem Vorwurf verhaftet, ein Attentat auf
Milosevic vorbereitet zu haben.

Eine Vernehmung Petrusic wurde damals gefilmt und auf
Pressekonferenzen gezeigt. An einer Stelle hält er Dokumente des
französischen Innenministeriums in die Kamera. »Von denen« erhalte er
kein Geld, beteuert Petrusic. Er werde bezahlt, indem er gute Jobs als
Leibwächter angeboten bekomme, »zum Beispiel für die Prinzessin von
Katar«.

Ob man dieses Video auch einmal in Den Haag zu sehen bekommen wird?