KOSMET (deutsch / 1: Kosovo soll EU-Kolonie werden)

1. Kosovo soll EU-Kolonie werden
(jw 29.04.2005 - Jürgen Elsässer - "Il Kosovo deve diventare una colonia")

2. Massenabschiebungen. Afghanistan und Kosovo angeblich sicher
(jw 23.05.2005 - Ulla Jelpke - "Deportazioni: L'Afghanistan ed il
Kosovo sarebbero sicuri")

3. Pilot verweigerte Deportation
(jw 02.07.2005 - Inland - Nick Brauns - Esponenti della comunità
askhali del Kosovo, rifugiati in Germania, si oppongono alla deportazione)

4. Deutsche Truppen bleiben im Kosovo
(jw 03.06.2005 - Ulla Jelpke - Prolungata la missione "di pace" delle
truppe tedesche in Kosovo)

5 . Sechs Jahrhunderte in Flammen
Mit der Zerstörung serbischer Kirchen und Klöster im Kosovo
verschwindet ein Weltkulturerbe
(jw 22.03.2005 - Peter Urban - Sulla distruzione dei monumenti
bizantini del Kosovo da parte dei nazionalisti pan-albanesi, alleati
della NATO)


LINKS:

Politische Anreize

BERLIN/PRISTINA/PRIZREN - Die westlichen Besatzungsmächte im Kosovo
bereiten sich auf bevorstehende Machtkämpfe vor und verstärken ihre
Truppen in dem UN-Protektorat. Hintergrund ist die geplante Sezession
der serbischen Provinz, die insbesondere von Deutschland forciert
wird. Berlin will ungehinderten Zugriff auf die Wirtschaftsressourcen
des Gebiets und wünscht daher ein Ende der Belgrader Hoheit über den
Kosovo. Zugleich verlangen deutsche Politiker die Unterordnung der
gesamten Region unter die EU. Dies gilt als Voraussetzung, um den
Einfluss der USA zurückzudrängen...

http://www.german-foreign-policy.com/de/news/article/1111539080.php

Der Bundeswehr das Beste
Kanzlerkandidatin der Union verspricht deutschen Soldaten mehr
Sicherheit im Ausland und Einsatzmöglichkeiten im Innern

16.07.2005 - Wera Richter - Am Freitag führte der angelaufene
Bundestagswahlkampf die Unionskanzlerkandidatin Angela Merkel zu den
deutschen Soldaten ins Kosovo. Auf dem Beobachtungspunkt »Auge«, hoch
über Prizren, ließ sich die CDU-Chefin das Protektorat zeigen. Mit 2
600 Soldaten ist Deutschland der größte Truppensteller der
internationalen Kosovostreitkräfte (KFOR). Die Kanzlerin in spe war
voll des Lobes: Die Leistungen der Bundeswehrsoldaten im Ausland seien
»alles andere als selbstverständlich, und wir sollten ihnen dafür sehr
dankbar sein«. Die Gefährdung der Soldaten müsse »so gering wie irgend
möglich gehalten werden«, so Merkel, daher seien Einsparungen bei der
Truppe ausgeschlossen. »Unsere Soldaten müssen trotz allgemeinen
Sparzwanges das Beste an Ausrüstung und Material zur Verfügung
gestellt bekommen.«...

http://www.jungewelt.de/2005/07-16/001.php

Mutmaßlicher Abschluss

20.07.2005 - Berlin und die NATO bereiten sich auf neue Unruhen im
Kosovo vor. Ein entsprechendes Militärabkommen unterzeichnete der
NATO-Generalsekretär am Montag in Belgrad. Beobachter rechnen mit
gezielten Provokationen nationalistischer Albaner, die auf die im
Herbst beginnenden Statusverhandlungen Einfluss nehmen wollen. Ziel
ist die Sezession des Kosovo. Auch maßgebliche Vertreter der deutschen
Außenpolitik befürworten die Loslösung von Serbien. Strittig sind
Methoden und Zeithorizont. Während die Kosovo-Eliten einen schnellen
Machttransfer verlangen, befürchten Berlin und die NATO verlustreiche
Kämpfe bei der Austreibung der letzten serbischen Bewohner. Um das
Tempo zu drosseln, hält die NATO Truppen bereit und plant Einsätze auf
dem Gebiet Serbiens. Von dort sollen westliche Streitkräfte vorstoßen,
sobald das Sezessionsgeschehen unübersichtlich wird. Die erwarteten
Unruhen könnten auf die Nachbarstaaten übergreifen, meint der
ehemalige jugoslawische Generalkonsul Vlado Nadazdin im Gespräch mit
german-foreign-policy.com. Albanische Politiker propagieren u.a. in
Mazedonien und Griechenland eine ethnische Landnahme ("Groß-Kosovo")...

http://www.german-foreign-policy.com/de/news/art/2005/54814.php

Interview mit Vlado Nadazdin - aus German-Foreign-Policy.com

20.07.2005 - Über die Entwicklung im Kosovo sprach
german-foreign-policy.com mit Vlado Nadazdin. Nadazdin trat nach
Studien in Jugoslawien und Deutschland in den Auswärtigen Dienst
seines Landes ein und arbeitete u.a. sieben Jahre als Kabinettschef
des jugoslawischen Außenministers. Im März 1999 wurde er zum
Generalkonsul der Bundesrepublik Jugoslawien in Düsseldorf ernannt.
Nach dem Umsturz im Jahr 2000 verlor er sämtliche diplomatischen Ämter...

http://www.artel.co.yu/de/izbor/jugoslavija/2005-07-27.html

Keine "Standards vor Status"

24.08.2005 - Die internationalen Auseinandersetzungen um die
Abtrennung des Kosovo von Serbien verschärfen sich. Entsprechende
Verhandlungen unter starkem deutschem Druck sind für diesen Herbst
angesetzt. Beobachter halten sowohl eine Verschiebung der Gespräche
als auch eine "Fluchtstrategie" der Vereinten Nationen für möglich. Im
Ergebnis könnte auf die Durchsetzung humanitärer Standards im Kosovo
verzichtet werden. Während die deutsche Bertelsmann-Stiftung die
Abtrennung der südserbischen Provinz und die Errichtung eines
EU-Protektorats vorschlägt, sucht Belgrad die Volksrepublik China zu
gewinnen. Durch ein Veto im UN-Sicherheitsrat könnte Beijing die
territoriale Integrität Serbiens wahren, sollte sich die deutsche
Sezessionsstrategie durchsetzen. Die aktuellen Auseinandersetzungen
leiten die letzte Phase der Zerschlagung des früheren Jugoslawien ein,
die zu Beginn der 1990er Jahre unter maßgeblicher Beteiligung
Deutschlands ihren Anfang genommen ha
t. Die publizistische Rechtfertigung der Angriffe auf Belgrad ist
Gegenstand einer kürzlich erschienenen Studie über die deutsche
Presse. Darin wird die Bedeutung der medialen Interpretationen für den
Zerstörungsprozess analysiert...

http://www.german-foreign-policy.com/de/news/art/2005/55653.php


=== 1 ===

http://www.jungewelt.de/2005/04-29/007.php

29.04.2005

Ausland
Jürgen Elsässer

Kosovo soll EU-Kolonie werden

Balkan-Kommission legt Stufenplan für die Abtrennung von Serbien vor.
Im Hintergrund droht sofortige Unabhängigkeit

Nunmehr ist amtlich, was bisher nur Kriegsgegner behauptet haben: Die
sogenannte humanitäre Intervention der NATO in Jugoslawien im Jahre
1999 hat der Humanität in der angeblich befreiten Provinz Kosovo
nichts genützt. »Unser Bericht stellt fest, daß die Lösungen, die
nötig waren, um Frieden zu schaffen, nicht mehr sinnvoll sind«, sagte
der frühere italienische Premier Giuliano Amato vergangene Woche bei
der Vorstellung des Berichts einer von der EU eingesetzten
Balkan-Kommission. Ihr hatten eine Reihe ehemaliger europäischer
Spitzenpolitiker angehört, darunter auch Exbundespräsident Richard von
Weizsäcker, der Schwede Carl Bildt und der Exaußenminister von
Serbien-Montenegro, Goran Svilanovic.

Nach dem Kommissionsbericht könne der gegenwärtige Status quo des
Kosovo in eine »neue Phase der Instabilität« führen. Damit ist leider
nicht die Tatsache gemeint, daß in den vergangenen sechs Jahren unter
den Augen von zunächst 40 000 und derzeit 20 000 NATO-Soldaten die
Provinz von allen nichtalbanischen Minderheiten weitgehend gesäubert
wurde. Sondern unter dem unbefriedigenden Status quo verstehen die
Kommissionäre die im Waffenstillstandsvertrag zwischen NATO und
Belgrad niedergelegte und dann vom UN-Sicherheitsrat in der Resolution
1244 bekräftigte Festlegung, daß das Amselfeld auch künftig ein Teil
Jugoslawiens (mittlerweile in Serbien-Montenegro umbenannt) bleiben müsse.

Entsprechend des Kommissionsberichts soll das Kosovo statt dessen in
etwa zehn Jahren EU-Mitglied werden, ohne vorher die volle
Unabhängigkeit erlangt zu haben. In einer ersten Phase gehe die
UN-Verwaltungshoheit der Provinz auf die Europäische Union über
(eingeschränkte Unabhängigkeit). In einer zweiten Phase gebe die
EU-Administration immer mehr Kompetenzen an die lokalen Behörden ab.
In einer dritten Phase begännen Beitrittsverhandlungen zwischen dem
Kosovo und der EU (gelenkte Souveränität), an deren Abschluß
schließlich die volle EU-Mitgliedschaft stehen soll.

Mit diesem Vorschlag könnte die EU in den Kosovo-Endstatus-Gesprächen,
die wohl in der zweiten Jahreshälfte beginnen werden, Punkte sammeln.
Denn es wird eine Art Junktim in Aussicht gestellt: Nicht nur das
Kosovo soll EU-Mitglied werden, sondern gleichzeitig auch Serbien und
alle anderen Länder des westlichen Balkan. Belgrad würde auf diese
Weise zwar das Kosovo verlieren, aber andererseits zum selbsternannten
demokratischen Europa gehören dürfen. Kosovo wiederum würde, um die
Serben zu besänftigen, praktisch nur eine einzige Sekunde lang
unabhängig sein, nämlich im Augenblick der Unterzeichnung der
EU-Beitrittsurkunde. Danach müßte es einen Teil seiner Souveränität
schon wieder an Brüssel abgeben, ebenso wie Neumitglied Serbien
natürlich auch.

Damit diese schlaue Idee Wirklichkeit werden kann, muß freilich nicht
nur die serbische Regierung zustimmen, die man schon gut weichgekocht
hat, sondern auch der UN-Sicherheitsrat. Dort dürften Moskau und
Peking ihr Veto einlegen, denn wenn die EU es sich angewöhnt, nicht
mehr nur Staaten den Anschluß anzubieten, sondern auch Regionen in
Staaten, könnte sie mit dem Kosovo-Trick künftig auch Transnistrien
(heute noch Moldawien), Nagorny-Karabach (Armenien) oder
Tschetschenien (Rußland) als Provinz annektieren.

Wird der EU-Vorstoß also im Sicherheitsrat blockiert werden? »Einige
albanische Politiker hoffen, daß am Ende von erfolglosen Verhandlungen
die Vereinigten Staaten zunächst einseitig das Kosovo als unabhängig
anerkennen werden«, berichtete die FAZ Anfang April von einer Tagung
der Friedrich-Ebert-Stiftung. Soll heißen: Entweder die Serben, Russen
und Chinesen nicken den EU-Stufenplan ab – oder Kosovo wird mit Hilfe
der USA und ohne UN-Zustimmung sofort und ganz stufenlos souverän.


=== 2 ===

http://www.jungewelt.de/2005/05-23/002.php

jw 23.05.2005 - Kommentar
Ulla Jelpke

Massenabschiebungen

Afghanistan und Kosovo angeblich sicher

23.05.2005

Kommentar
Ulla Jelpke

Massenabschiebungen

Afghanistan und Kosovo angeblich sicher

Nachdem es der weltumspannenden Allianz der Verlogenheit
offensichtlich nicht gelungen ist, Afghanistan in die angeblich
zivilisierte Wertegemeinschaft der neuen Weltordnung zurückzubomben,
soll nun das KSK der Bundeswehr in Kürze einen neuen Kriegseinsatz
durchführen. Gleichzeitig sollen Tausende Afghanen in ihr
Herkunftsland abgeschoben werden, weil die Lage dort angeblich sicher
sei. Dies haben einige Länderinnenminister vereinbart. Was für eine
Logik! Die Bundesregierung setzt Kriegselitetruppen ein, und die
Innenpolitiker beschließen Massenabschiebungen.

Für die Rückkehrer nach Afghanistan besteht höchste Lebensgefahr. Der
bekannte Frankfurter Rechtsanwalt Viktor Pfaff hat nach einer Reise
mit unabhängigen Experten soeben einen schockierenden Bericht
vorgelegt. Vor allem für Frauen und Kinder ist das Risiko groß, Opfer
staatlicher Willkür und Kriminalität zu werden. Auch diejenigen, die
freiwillig zurückgegangen sind, »wagen es nicht, ihre Familien
nachzuholen«. Während deutsche Hilfsorganisationen ihre Mitarbeiter
wegen der zunehmenden Unsicherheit aus Afghanistan zurückrufen,
demonstrieren in Hamburg betroffene Afghanen für »laßt uns leben«.

Nicht besser ist die Situation im Kosovo. Anfang April beschloß die
Bundesregierung eine Fortsetzung des KFOR-Einsatzes der Bundeswehr, da
die Lebensbedingungen für Minderheiten in der UN-verwalteten Provinz
nach wie vor ungesichert seien. Zugleich wurde trotz zahlreicher
Proteste letzten Donnerstag mit der Abschiebung von Flüchtlingen
begonnen. Insgesamt sollen rund 10000 zwangsweise in die von
Kosovo-Albanern dominierte südserbische Provinz zurückkehren,
insbesondere Minderheitenangehörige wie Ashkali und Kosovo-Ägypter. Je
nach Entwicklung der Lage könnten auch die rund 24000 in Deutschland
lebenden Roma aus dem Kosovo, für die aufgrund ihrer besonderen
Gefährdung bislang ein Abschiebeverbot gilt, künftig ausgewiesen
werden. Der Hohe UN-Flüchtlingskommissar hat noch im März 2005 die
Gefahrenlage betont.

Doch die UN-Zivilverwaltung im Kosovo erklärte sich –
unbegreiflicherweise – mit den Abschiebungen einverstanden. Denn als
es im März 2004 zu blutigen Unruhen kam, bei denen albanische
Kosovaren Angehörige von Minderheiten angriffen, wurden die
Abschiebungen ausgesetzt. Seither hat sich nichts zum Besseren verändert.

Ein schäbiges Motiv ist die Einsparung von Sozialleistungen. Die
finanzschwachen Kommunen sind froh über jede »Entlastung« ihrer
Sozialkassen. Es ist eben einfacher, Militär zu schicken – denn dafür
hat die BRD immer Geld –, als humanitäre Verpflichtungen zu erfüllen.


=== 3 ===

http://www.jungewelt.de/2005/07-02/017.php

02.07.2005 - Inland
Nick Brauns, München

Pilot verweigerte Deportation

Bayerische Behörde wollte selbstmordgefährdete Frau direkt aus der
Psychiatrie abschieben

Die selbst für bayerische Verhältnisse außergewöhnlich gnadenlose
Abschiebung einer Flüchtlingsfamilie scheiterte Freitag früh in
letzter Minute am Widerstand des Piloten. Wie der Sozialdienst des
Münchner Flughafens angab, weigerte sich der Pilot der Adria Airways,
Familie Avdija mit ihren vier Kindern mitzunehmen.

Um vier Uhr nachts hatten Polizeibeamte die schwer suizidgefährdete
Eljheme Avdija aus der psychiatrischen Klinik in Erlangen geholt. Auf
Anraten der behandelnden Ärztin wurde ihr verschwiegen, daß sie zum
Flughafen gebracht wurde. Zeitgleich wurden ihr Mann Aziz Avdija und
die vier Kinder im Alter von neun bis 16 Jahren aus der Zentralen
Rückführstelle (ZRS) für Oberbayern in Zirndorf vom Schubdienst
abgeholt und nach München transportiert.

Familie Avdija gehört der Ashkali-Minderheit im Kosovo an. Von dort
floh die Familie zuerst nach Slowenien. Als der heute sechzehnjährigen
Tochter dort die Verschleppung in die Zwangsprostitution drohte,
beantragten die Avdijas in Deutschland Asyl. Da die Familie erstmals
in Slowenien Asyl beantragt hatte, soll sie nach dem Willen der
deutschen Behörden dorthin deportiert werden.

Gemäß einem aktuellen fachärztlichen Gutachten des
Bezirkskrankenhauses Erlangen leidet Frau Avdija unter einer
posttraumatischen Belastungsstörung. Nachdem ihr Mann Mitte Juni als
»Pfand« für die geplante Abschiebung der ganzen Familie in Haft
genommen wurde, hatte Frau Avdija vor den Augen ihrer Kinder einen
Suizidversuch unternommen. Nur durch das schnelle Eingreifen von
Nachbarn konnte sie gerettet werden. Am Donnerstag unternahm Frau
Avdija einen erneuten Selbstmordversuch, nachdem eine Petition beim
Bayerischen Landtag abgelehnt worden war. Eine Überprüfung der
Reisefähigkeit von Frau Avdija wurde von der ZRS abgelehnt, nachdem
ein Attest der behandelnden Ärztin eine Abschiebung unter hohen
Sicherheitsvorkehrungen für möglich erklärte. Eine Zusage der
slowenischen Behörden, daß Frau Avdija bei ihrer Ankunft in Slowenien
ärztliche Hilfe erhält, lag nicht vor. Das Bezirkskrankenhaus Erlangen
stehe in der Pflicht, sich nicht den Abschiebeinteressen einer
offensichtlich rücksichtslosen Behörde anzupassen, sondern alles zu
tun, was zur Gesundung von Frau Avdija beitrage, kritisierte Stephan
Dünnwald vom Bayerischen Flüchtlingsrat. »Die Abschiebung einer nach
der Einschätzung der Klinik psychisch stark angegriffenen Frau zu
gestatten, ist in unseren Augen mit medizinethischen Grundsätzen nicht
vereinbar.« Auch der Deutsche Ärztetag habe beschlossen, daß eine
reine Prüfung der Flugtauglichkeit ärztlich nicht vertretbar sei.

Nach der gescheiterten Abschiebung wurde die Familie wieder getrennt.
Aziz Avdija und seine Kinder sind jetzt wieder im Lager Zirndorf,
während seine Frau zurück in die psychiatrische Klinik nach Erlangen
gebracht wurde.


=== 4 ===

http://www.jungewelt.de/2005/06-03/012.php

03.06.2005 - Inland
Ulla Jelpke

Deutsche Truppen bleiben im Kosovo

Bundestag beschloß mit großer Mehrheit Fortsetzung des
Bundeswehreinsatzes in Südserbien

Der vor sechs Jahren gestartete Kosovo-Einsatz der Bundeswehr wird um
zwölf Monate bis Juni 2006 verlängert. Das beschloß der Bundestag am
Donnerstag in Berlin bei nur sieben Gegenstimmen.
Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) bezeichnete den Einsatz als
alternativlos und betonte zugleich, die friedliche Zukunft der
serbischen Provinz könne nur in Europa liegen. Die Bundeswehr ist mit
derzeit 2 500 Soldaten der größte Truppensteller. Die Kosten für die
zwölfmonatige Mandatsverlängerung werden auf 202 Millionen Euro beziffert.

Außenminister Joseph Fischer (Grüne) sagte, die Frage des Status der
Provinz sei nur in einer europäischen Perspektive zu lösen. Es dürfe
keine Teilung des Kosovo und keine «unkonditionierte Unabhängigkeit»
geben. Damit schloß er indirekt eine weitere Zugehörigkeit zu
Serbien-Montenegro, wie bisher in der UN-Resolution 1244 garantiert,
ebenso aus wie eine von Belgrad angebotene Aufteilung in einen
serbischen und einen albanischen Sektor. Vertreter aller vier
Fraktionen stellten sich hinter die Einschätzung von Struck, daß eine
Fortsetzung der militärischen Unterstützung für die politische
Normalisierung des Kosovo »unerläßlich« sei. Doch mahnten Union und
FDP die Vorlage eines politischen Konzepts für die Zukunft des Kosovo
an, damit es nicht nur zu einer ständig wiederkehrenden Verlängerung
des Bundeswehr-Mandats komme. In namentlicher Abstimmung votierten 575
von 582 Abgeordneten für den Regierungsantrag. Mit sieben
Gegenstimmen, darunter drei von der CDU, die zwei PDS Abgeordneten und
Hans Christian Ströbele von den Grünen. Enthaltungen gab es nicht.

Insgesamt befinden sich gegenwärtig rund 16 000 Soldaten aus 34
Ländern in der von der UNO verwalteten Provinz. Mitte März vergangenen
Jahres war es hier zu Pogromen gegen nicht-albanische Minderheiten
gekommen, bei denen nach UN-Angaben 19 Menschen getötet, 3 000 vor
allem Serben vertrieben und 500 Häuser in serbischen Enklaven zerstört
wurden.


=== 5 ===

http://www.jungewelt.de/2005/03-22/008.php

22.03.2005

Ausland
Peter Urban

Sechs Jahrhunderte in Flammen

Mit der Zerstörung serbischer Kirchen und Klöster im Kosovo
verschwindet ein Weltkulturerbe

Kosovo. 17. bis 19. März 2004: Im Verlaufe eines Pogroms albanischer
Terroristen gegen Serben sterben mindestens 19 Menschen, über 4 000
müssen fliehen – und 37 Sakralbauten der orthodoxen Kirche werden
verwüstet.

»Sechs Jahrhunderte in Flammen« betitelt die seriöse Belgrader
Tageszeitung Vecernje Novosti ihre Sonderbeilage vom 5. April 2004.
»Gold, reiche Stickereien, Glocken, altes Geld, handschriftliche
Evangelien, mittelalterliche Miniaturen, Fresken aus der
Frührenaissance, Klöster und Kirchen von einmaliger Architektur«,
alles ein Raub des Feuers. Allein in Prizren sind es sieben Kirchen,
zum Teil aus dem 14. Jahrhundert, mit unersetzlichen Wandmalereien.

Die Osmanen überdauert

In der Provinz Kosovo und Metohija, dem Landstrich mit der größten
Dichte an christlichen Kirchen und Klöstern in ganz Europa, waren vor
dem Krieg 1999 über 1 300 Kulturdenkmäler registriert, 372 davon waren
1977 unter den Schutz des Gesetzes gestellt worden: elf
prähistorische, sieben aus illyrischer Zeit, 17 römische, 29
byzantinische, 179 serbische und, man höre und staune, 78 türkische
und 38 albanische. Die wertvollsten Baudenkmäler sind die Kirchen und
Klöster des serbischen Mittelalters, das Patriarchatskloster von Pec
und Kloster Gracanica gehören zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Diese Denkmäler haben 500 Jahre Türkenherrschaft überlebt, wenn auch
nicht alle unbeschadet: Die im März 2004 in Prizren geschändete
Kathedrale der Gottesmutter von Ljeviska wird 1756 erstmals als
Moschee erwähnt. In ihr hat ein namenloser Türke in arabischer Sprache
eine Inschrift hinterlassen, in der er die Schönheit der Fresken mit
der Iris seiner Augen verglich, woraufhin er mit Hammer und Meißel den
abgebildeten orthodoxen Heiligen, unter anderen König Milutin die
Augen ausstach, ohne im übrigen die Gesichter zu beschädigen.

Landser fotografieren

Von solch subtilem Umgang mit dem immerhin gemeinsamen Erbe kann bei
den moslemischen Nachfahren der Türken keine Rede mehr sein. Seit
Beginn des NATO-Krieges sind im Kosovo an die 150 orthodoxen Kirchen
und Klöster zerstört worden, insgesamt 40 von ihnen wurden dem Schutz
der KFOR unterstellt. Wie effizient dieser Schutz gehandhabt wird,
könnte am Beispiel des Prizrener Erzengelklosters aus dem 14.
Jahrhundert erzählt werden. Vecernje Novosti merkte lakonisch an, daß
der Bau »geplündert und angezündet wurde in Gegenwart deutscher
Soldaten, die ihn nicht geschützt haben, im Gegenteil: Die beiden
Bundeswehrhelden haben von dem Pogrom Erinnerungsfotos gemacht«.

Die Kirche des Hl.Erlösers in Prizren, 1332 mit Fresken bemalt, ist
abgebrannt, die Fresken sind so gut wie verloren. Von der Kathedrale
des Großmärtyrers Georgije stehen, laut Angaben eines Augenzeugen,
nurmehr drei Mauern, Dach und Kuppel sind abgebrannt, den Torbogen am
Eingang in den Vorhof ziert, in roter Ölfarbe, die albanische Parole
»Morto i Serbi!«

Die KFOR war ganz offenkundig nicht in der Lage, diese Akte der
Barbarei zu verhindern. Ein weiterer Skandal ist, daß die Besatzer
Denkmalschützer, Restauratoren und Kunsthistoriker, aus Belgrad und
anderswoher, aktiv an der Einreise hindern mit der fadenscheinigen
Begründung, man könne nicht für ihre Sicherheit garantieren. Die
renommierte Kunsthistorikerin Professsor Irina Subotic wie auch der
Direkter der Belgrader Behörde für Denkmalschutz, Marko Omcikus,
beklagen nur zu Recht, daß die schwerstbeschädigten Denkmäler ohne
Dächer schutzlos Wind und Wetter ausgesetzt sind – und der Winter im
Kosovo ist immer noch hart. Und während die zerstörten und
gebrandschatzten orthodoxen Kirchen und Klöster vor sich hinrotten,
entwenden Albaner Steine von Novo Brdo zum Ausbau ihrer Wohnhäuser.
Nota bene: Novo Brdo, die große Ruine einer mittelalterlichen Stadt,
die bis heute nicht erforscht ist, die aber im 14. Jahrhundert als die
reichste Stadt des mittelalterlichen Serbien galt.

Verbrannte Erde im Kosovo, in der Wiege der serbischen Kultur. »Für
uns Serben ist das Kosovo keine imaginäre, mythische Vergangenheit,
sondern die Wirklichkeit eines historischen christlichen Schicksals,
das andauert und das ... nicht einmal heute mit dieser neuesten
Tragödie beendet ist«, heißt es in einem Memorandum der
Bischofskonferenz der serbischen orthodoxen Kirche.